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PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 5. Januar 2020

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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

An diesem zweiten Sonntag der Weihnachtszeit helfen uns die biblischen Lesungen, unseren Blick zu weiten, um ein volles Bewusstsein der Bedeutung der Geburt Jesu zu haben.

Das Evangelium zeigt uns durch den Prolog des heiligen Johannes die erschütternde Neuheit: das ewige Wort, der Sohn Gottes, »ist Fleisch geworden« (V. 14). Er ist nicht nur gekommen, um unter dem Volk zu wohnen, sondern er wurde einer des Volkes, einer von uns! Nach diesem Ereignis haben wir als Lebensorientierung nicht mehr nur ein Gesetz, eine Institution, sondern eine Person, eine göttliche Person, Jesus, der unserem Leben die Richtung gibt, uns auf den Weg bringt, weil er ihn vorher selbst zurückgelegt hat.

Der heilige Paulus preist Gott für seinen in Jesus Christus verwirklichten Plan der Liebe (vgl. Eph 1,3-6.15-18). In diesem Plan findet jeder von uns seine grundlegende Berufung. Was ist das? So spricht Paulus: Wir sind im Voraus dazu bestimmt, Kinder zu werden durch Jesus Christus. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, um uns Menschen zu Kindern Gottes zu machen. Aus diesem Grund ist der ewige Sohn Fleisch geworden: um uns in seine kindliche Beziehung zum Vater einzuführen.

Brüder und Schwestern, während wir also weiterhin das wunderbare Zeichen der Krippe betrachten, sagt uns die heutige Liturgie, dass das Evangelium Christi kein Märchen, kein Mythos, keine erbauliche Geschichte ist, nein. Das Evangelium Christi ist die volle Offenbarung von Gottes Plan, Gottes Plan für den Menschen und die Welt. Es ist eine einfache und zugleich großartige Botschaft, die uns dazu bringt, uns zu fragen: welchen konkreten Plan hat der Herr in mich gelegt, während er noch immer seine Geburt unter uns verwirklicht?

Es ist der Apostel Paulus, der uns die Antwort gibt: »In ihm hat [Gott] uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm« (V.4). Das ist die Bedeutung von Weihnachten. Wenn der Herr weiterhin unter uns kommt, wenn er uns weiterhin das Geschenk seines Wortes gibt, dann nur, damit jeder von uns auf diesen Ruf antworten kann: Heilige in der Liebe zu werden. Die Heiligkeit ist die Zugehörigkeit zu Gott, sie ist Gemeinschaft mit ihm, das Durchscheinen seiner unendlichen Güte. Die Heiligkeit bewahrt das Geschenk, das Gott uns gegeben hat. Nur dies: die Unentgeltlichkeit bewahren. Das heißt es, heilig zu sein. Wer also die Heiligkeit in sich selbst als Gnadengeschenk annimmt, kann nicht umhin, sie in konkrete Handlungen im täglichen Leben umzusetzen. Diese Gabe, diese Gnade, die Gott mir geschenkt hat, setze ich in konkrete Handlungen im täglichen Leben, in der Begegnung mit den anderen um. Diese Liebe, diese Barmherzigkeit gegenüber dem Nächsten, Widerschein der Liebe Gottes, reinigt gleichzeitig unsere Herzen und macht uns zur Vergebung bereit, indem sie uns Tag für Tag untadelig, »unbefleckt« macht. Aber unbefleckt nicht in dem Sinne, dass ich einen Fleck entferne: unbefleckt in dem Sinne, dass Gott in uns eintritt, das Geschenk, die Unentgeltlichkeit Gottes tritt in uns ein und wir behüten sie und geben sie den anderen weiter.

Möge die Jungfrau Maria uns helfen, den in Jesus Christus verwirklichten göttlichen Plan der Liebe mit Freude und Dankbarkeit anzunehmen.


Nach dem Angelusgebet:

Liebe Brüder und Schwestern!

In so vielen Teilen der Welt herrschen schreckliche Spannungen. Krieg bringt nur Tod und Zerstörung. Ich rufe alle Parteien auf, die Flamme des Dialogs und der Selbstbeherrschung am Brennen zu halten und den Schatten der Feindschaft abzuwenden. Lasst uns in Stille beten, dass der Herr uns diese Gnade schenke.

Ich richte einen herzlichen Gruß an euch, die Pilger, die ihr aus Italien und anderen Ländern gekommen seid. Ich grüße die Familien, die Vereinigungen, die Pfarrgruppen, insbesondere die Firmkinder aus Mozzo und Almè – ihr habt da ein schönes Plakat! –, Bistum Bergamo, und die Gruppe der »Fraterna Domus«.

An diesem ersten Sonntag des Jahres erneuere ich meine besten Wünsche der Ruhe und des Friedens im Herrn. In glücklichen und in schwierigen Momenten vertrauen wir uns ihm an, der unsere Hoffnung ist! Ich erinnere auch an die Verpflichtung, die wir am Neujahrstag, Welttag des Friedens eingegangen sind: »Der Friede als Weg der Hoffnung: Dialog, Versöhnung und ökologische Umkehr«. Mit der Gnade Gottes werden wir in der Lage sein, sie in die Praxis umzusetzen.

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen morgen am Hochfest der Erscheinung des Herrn.

 



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