PAPST FRANZISKUS
ANGELUS
Petersplatz
Sonntag, 4. August 2024
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Liebe Brüder und Schwestern, einen schönen Sonntag!
Das Evangelium erzählt heute, wie Jesus nach dem Wunder mit den Broten und den Fischen die ihn suchende Menschenmenge auffordert, über das Geschehene nachzudenken, um dessen Sinn zu begreifen (vgl. Joh 6,24-35).
Sie hatten von dieser gemeinsamen Speise gegessen und konnten sehen, wie trotz weniger Mittel durch die Großherzigkeit und den Mut eines Jungen, der alles, was er hatte, den anderen zur Verfügung stellte, alle satt wurden (vgl. Joh 6,1-13). Das Zeichen war klar: Wenn jeder dem anderen gibt, was er hat, können mit Gottes Hilfe alle auch mit wenig etwas haben. Vergesst das nicht: Wenn jeder dem anderen gibt, was er hat, können mit Gottes Hilfe alle etwas haben, auch wenn wenig da ist. Vergesst das nicht.
Doch sie verstanden es nicht: Sie hielten Jesus für eine Art Zauberkünstler und kehrten zurück, um ihn zu suchen, in der Hoffnung, er würde das Wunder wiederholen, als hätte es sich um Zauberei gehandelt (vgl. V. 26).
Sie waren die Protagonisten einer Erfahrung auf ihrem Weg, doch sie begriffen deren Bedeutung nicht: Ihre Aufmerksamkeit galt nur den Broten und Fischen, der materiellen Nahrung, die gleich verzehrt war. Sie erkannten nicht, dass dies nur ein Instrument war, durch das ihnen der Vater, während er ihren Hunger stillte, etwas viel Wichtigeres offenbarte. Und was offenbarte der Vater? Den Weg des Lebens, der für immer währt, und den Geschmack des Brotes, das unendlich sättigt. Das wahre Brot war und ist also Jesus, sein geliebter, menschgewordener Sohn (vgl. V. 35), der gekommen ist, um unsere Armut zu teilen, um uns durch sie zur Freude der vollen Gemeinschaft mit Gott und mit unseren Brüdern und Schwestern zu führen (vgl. Joh 3,16).
Die materiellen Dinge füllen das Leben nicht aus, sie helfen uns zu überleben und sind wichtig, aber sie füllen das Leben nicht aus: Das kann nur die Liebe (vgl. Joh 6,35). Und damit dies geschieht, muss man den Weg der Nächstenliebe einschlagen, die nichts für sich behält, sondern alles teilt. Die Liebe zum Nächsten teilt alles.
Und geschieht dies nicht auch in unseren Familien? Wir sehen es. Wir denken an die Eltern, die ihr Leben lang darum kämpfen, ihre Kinder gut aufwachsen lassen und ihnen etwas für die Zukunft zu hinterlassen. Wie schön, wenn diese Botschaft verstanden wird, und die Kinder sind dankbar und unterstützen sich gegenseitig als Geschwister! Das ist wahr. Traurig ist es dagegen, wenn sie sich um das Erbe streiten – ich habe so viele Fälle gesehen, es ist traurig – und sie sich gegenseitig bekämpfen, und vielleicht reden sie wegen des Geldes nicht miteinander, sie reden jahrelang nicht miteinander! Die Botschaft des Vaters und der Mutter, ihr wertvollstes Vermächtnis, ist nicht das Geld: es ist die Liebe, es ist die Liebe, mit der sie ihren Kindern alles geben, was sie haben, so wie Gott es mit uns tut, und so lehren sie uns zu lieben. Fragen wir uns also: Welche Beziehung habe ich zu den materiellen Dingen? Bin ich ein Sklave von ihnen oder benutze ich sie frei, als Werkzeuge, um Liebe zu geben und zu empfangen? Weiß ich, wie ich Gott und meinen Brüdern und Schwestern »Danke«, »Danke« sagen kann für die Gaben, die ich erhalten habe, und weiß ich, wie ich sie mit den anderen teilen kann?
Maria, die Jesus ihr ganzes Leben geschenkt hat, lehre uns, alles zu einem Werkzeug der Liebe zu machen.
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Nach dem Angelusgebet:
Liebe Brüder und Schwestern!
Am vergangenen Freitag wurde in Bkerke (Libanon) Patriarch Estephane Boutros El Douaihy seliggesprochen. Er leitete weise die maronitische Kirche von 1670 bis 1704 in einer schwierigen, auch von Verfolgung geprägten Zeit. Als Meister des Glaubens und umsichtiger Seelsorger war er ein Zeuge der Hoffnung, der dem Volk stets nahestand. Auch heute noch leidet das libanesische Volk so sehr! Ich denke vor allem an die Familien der Opfer der Explosion im Hafen von Beirut. Ich hoffe, dass der Gerechtigkeit und der Wahrheit bald Genüge getan wird. Möge der neue Selige den Glauben und die Hoffnung der Kirche im Libanon stärken und für dieses geliebte Land Fürsprache einlegen. Einen Applaus für den neuen Seligen!
Mit großer Sorge verfolge ich die Geschehnisse im Nahen Osten und hoffe, dass sich der Konflikt, der ohnehin schon furchtbar blutig und gewalttätig ist, nicht noch weiter ausweitet. Ich bete für alle Opfer, insbesondere für die unschuldigen Kinder, und spreche der drusischen Gemeinschaft im Heiligen Land und der Bevölkerung in Palästina, Israel und Libanon meine Nähe aus. Wir wollen Myanmar nicht vergessen. Es soll der Mut aufgebracht werden, den Dialog wieder aufzunehmen, damit im Gazas-treifen und an allen Fronten eine sofortige Waffenruhe erreicht werde, die Geiseln freigelassen werden und der Bevölkerung mit humanitärer Hilfe geholfen werde. Angriffe, auch gezielte Angriffe, und Tötungen können niemals eine Lösung sein. Sie helfen nicht, den Weg der Gerechtigkeit, den Weg des Friedens zu gehen, sondern schüren noch mehr Hass und Rache. Genug, Brüder und Schwestern! Genug! Lasst nicht zu, dass das Wort des Gottes des Friedens erstickt wird, sondern lasst es die Zukunft des Heiligen Landes, des Nahen Ostens und der ganzen Welt sein! Der Krieg ist eine Niederlage!
Ebenso besorgt bin ich über Venezuela, das sich in einer kritischen Situation befindet. Ich appelliere von ganzem Herzen an alle Parteien, die Wahrheit zu suchen, Zurückhaltung zu üben, jede Art von Gewalt zu vermeiden, Streitigkeiten mit Dialog beizulegen und das wahre Wohl des Volkes und nicht parteiische Interessen im Auge zu haben. Empfehlen wir dieses Land der Fürsprache Unserer Lieben Frau von Coromoto, die von den Venezolanern so geliebt und verehrt wird, und dem Gebet des seligen José Gregorio Hernández, dessen Gestalt alle vereint.
Ich spreche den Menschen in Indien, insbesondere in Kerala, meine Nähe aus. Sie wurden schwer von sintflutartigen Regenfällen getroffen, die zahlreiche Erdrutsche verursachten, die Menschenleben kosteten, zahlreiche Menschen vertrieben und große Schäden anrichteten. Ich fordere euch auf, euch meinen Gebeten für die Menschen, die ihr Leben verloren haben, und für alle anzuschließen, die von der verheerenden Naturkatastrophe betroffen sind.
Am heutigen Gedenktag des heiligen Pfarrers von Ars feiern wir in einigen Ländern das »Fest des Pfarrers«. Ich bringe meine Verbundenheit und auch meine Dankbarkeit gegenüber all jenen Pfarrern zum Ausdruck, die sich bisweilen inmitten von viel Leid mit Eifer und Großherzigkeit für Gott und die Menschen verausgaben: einen großen Applaus für unsere Pfarrer!
Ich grüße euch, die Römer und die Pilger aus Italien und aus vielen Ländern, besonders die Gruppe aus der Tschechischen Republik, die Gesellschaft der Heiligen Ursula (Töchter der heiligen Angela Merici), die Gläubigen aus Chiusa Sclafani und Siderno, die Jugendlichen aus San Vito dei Normanni, die Jugendlichen aus der Pfarrei »Sacro Cuore« in Padua und die Radsportler, die aus Sambuceto gekommen sind. Mit Freude sende ich Grüße an die Teilnehmer des 1. Jugendfestivals von Portugal, das in Fátima stattfindet. Liebe Jugendliche, ich sehe, dass die begeisternde Erfahrung, die wir letztes Jahr in Lissabon gemacht haben, weiterhin Früchte trägt. Dank sei Gott! Ich bete für euch und bitte euch, für mich in der Erscheinungskapelle zu beten.
Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!
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