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JUBILÄUMSAUDIENZ

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Audienzhalle
Samstag, 1. Februar 2025

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Liebe Brüder und Schwestern!

Das Heilige Jahr ist ein Neuanfang für die Menschen und für die Erde. Es ist eine Zeit, in der alles im Rahmen des Traumes Gottes gesehen und neu überdacht werden muss. Und wir wissen, dass das Wort »Umkehr« eine Richtungsänderung bedeutet. Alles kann schließlich aus einer anderen Perspektive gesehen werden, und so gehen auch unsere Schritte auf neue Ziele zu. So entsteht Hoffnung, die nie enttäuscht. Davon erzählt die Bibel auf vielfältige Weise. Und auch unsere Erfahrung des Glaubens hat Impulse erhalten durch Begegnungen mit Menschen, die ihr Leben verändert haben und sozusagen in Gottes Träume eingetreten sind. Denn auch wenn es so viel Böses in der Welt gibt, können wir diejenigen erkennen, die anders sind: ihre Größe, die oft mit ihrer Kleinheit zusammenfällt, berührt uns.

In den Evangelien ragt deshalb die Gestalt der Maria Magdalena heraus. Jesus hat sie mit Barmherzigkeit geheilt (vgl. Lk  8,2) und sie hat sich verändert: Schwestern und Brüder, die Barmherzigkeit verändert, die Barmherzigkeit verändert das Herz, und bei Maria Magdalena hat die Barmherzigkeit sie in die Träume Gottes zurückgeführt und ihrem Weg neue Ziele gegeben.

Das Johannesevangelium berichtet von ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Jesus in einer Weise, die uns nachdenklich macht. Mehrmals heißt es, Maria habe sich umgewandt. Der Evangelist wählt seine Worte mit Bedacht! Zuerst schaut Maria weinend in das Grab, dann wendet sie sich um: Der Auferstandene befindet sich nicht auf der Seite des Todes, sondern auf der Seite des Lebens. Man könnte ihn mit einem der Menschen verwechseln, denen wir täglich begegnen. Dann, als sie ihren Namen hört, wendet sich Maria erneut um, heißt es im Evangelium. Und so wächst ihre Hoffnung: Jetzt sieht sie das Grab, aber nicht mehr wie vorher. Sie kann ihre Tränen trocknen, denn sie hat ihren Namen gehört: Nur ihr Meister spricht ihn so. Die alte Welt scheint noch da zu sein, aber sie ist es nicht mehr. Wenn wir spüren, dass der Heilige Geist in unserem Herzen wirkt, und wenn wir hören, dass der Herr uns bei unserem Namen ruft, vermögen wir dann die Stimme des Meisters zu erkennen?

Liebe Brüder und Schwestern, von Maria Magdalena, die die Tradition »Apostelin der Apostel« nennt, wollen wir die Hoffnung lehren. Wir treten in die neue Welt nur dann ein, wenn wir uns mehr als einmal bekehren. Unser Weg ist eine ständige Aufforderung zum Perspektivwechsel. Der Auferstandene nimmt uns Schritt für Schritt mit in seine Welt, vorausgesetzt, wir tun nicht so, als wüssten wir schon alles.

Fragen wir uns heute: Verstehe ich es, mich umzuwenden, um die Dinge anders, mit anderen Augen zu sehen? Habe ich eine Sehnsucht nach Umkehr?

Übertriebenes Selbstvertrauen und Stolz hindern uns daran, den auferstandenen Jesus zu erkennen: Denn auch heute sieht er aus wie gewöhnliche Menschen hinter uns, die wir leicht übersehen. Selbst wenn wir weinen und verzweifeln, lassen wir ihn hinter uns. Anstatt in das Dunkel der Vergangenheit, in die Leere eines Grabes zu blicken, wollen wir von Maria Magdalena lernen, uns dem Leben zuzuwenden. Dort erwartet uns unser Meister. Dort wird unser Name ausgesprochen. Denn im wirklichen Leben gibt es einen Platz für uns, immer und überall. Da ist ein Platz für dich, für mich, für jeden. Niemand kann ihn uns wegnehmen, denn er war von Ewigkeit her für uns bestimmt. Es ist nicht gut, wie man im Volksmund sagt, es ist nicht gut, wenn der Stuhl leer bleibt: Dieser Platz ist für mich bestimmt; wenn ich nicht hingehe… Jeder kann sagen: Ich habe einen Platz, ich bin eine Mission! Denkt darüber nach: Was ist mein Platz? Was ist die Mission, die der Herr mir anvertraut? Möge uns dieser Gedanke helfen, mutig durchs Leben zu gehen. Danke.



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