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PAPST FRANZISKUS
GENERALAUDIENZ
Audienzhalle
Mittwoch, 5. Februar 2025
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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Wir betrachten heute die Schönheit Jesu Christi, unserer Hoffnung, im Geheimnis der Heimsuchung. Die Jungfrau Maria stattet der heiligen Elisabet einen Besuch ab; vor allem aber ist es Jesus, der im Leib seiner Mutter sein Volk besucht (vgl. Lk 1,68), wie Zacharias in seinem Loblied sagt.
Nach dem Staunen und der Verwunderung über das, was ihr vom Engel verkündet wurde, erhebt sich Maria und macht sich auf den Weg, wie alle Berufenen der Bibel, denn »der einzige Akt, mit dem ein Mensch dem offenbarenden Gott entsprechen kann, ist der der uneingegrenzten Bereitschaft« (H. U. von Balthasar, Berufung, in: Verkaufe alles und folge mir nach , Freiburg 2015). Diese junge Tochter Israels trifft nicht die Entscheidung, sich vor der Welt zu schützen, sie fürchtet nicht die Gefahren und die Urteile anderer, sondern sie geht den anderen entgegen.
Wenn man sich geliebt fühlt, erfährt man eine Kraft, die die Liebe in Umlauf bringt; denn, wie der Apostel Paulus sagt, »die Liebe Christi drängt uns« (2 Kor 5,14), treibt uns an, bewegt uns. Maria spürt den Ansporn der Liebe und geht hin, um einer Frau zu helfen, die ihre Verwandte ist, aber auch eine alte Frau, die nach langem Warten eine unverhoffte Schwangerschaft annimmt, die in ihrem Alter schwer zu bewältigen ist. Aber die Jungfrau Maria geht auch zu Elisabet, um den Glauben an den Gott des Unmöglichen und die Hoffnung auf die Erfüllung seiner Verheißungen zu teilen.
Die Begegnung zwischen den beiden Frauen bringt eine überraschende Wirkung hervor: Die Stimme der »Gesegneten«, die Elisabet begrüßt, ruft die Prophezeiung wach in dem Kind, das die alte Frau im Schoß trägt, und ruft in ihr eine zweifache Segnung hervor: »Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes« (Lk 1,42). Und auch eine Seligpreisung: »Selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ« (V. 45).
Angesichts der Erkenntnis der messianischen Identität ihres Sohnes und ihrer Sendung als Mutter, spricht Maria nicht von sich, sondern von Gott und erhebt einen Lobpreis voller Glauben, Hoffnung und Freude, ein Loblied, das in der Kirche täglich beim Vespergebet erklingt: das »Magnifikat« (Lk 1,46-55).
Dieses Loblied auf Gott, den Retter, dem Herzen seiner demütigen Magd entsprungen, ist eine feierliche Erinnerung, die das Gebet Israels zusammenfasst und erfüllt. Es ist durchwoben mit biblischen Anklängen: ein Zeichen, dass Maria nicht »außerhalb des Chores« singen, sondern mit den Vätern im Einklang stehen und sein Mitleid mit den Geringen, jenen Kleinen, die Jesus in seiner Verkündigung als »selig« bezeichnen wird, preisen will (vgl. Mt 5,1-12).
Die massive Präsenz des Paschamotivs macht das »Magnifikat« auch zu einem Gesang der Erlösung, der als Hintergrund die Erinnerung an die Befreiung Israels aus Ägypten hat. Die Verben stehen alle in der Vergangenheit, durchtränkt mit einer liebevollen Erinnerung, die die Gegenwart mit Glauben entzündet und die Zukunft mit Hoffnung erhellt: Maria preist die Gnade der Vergangenheit, ist aber die Frau der Gegenwart, die die Zukunft im Leib trägt.
Der erste Teil dieses Loblieds preist das Wirken Gottes in Maria, Mikrokosmos des Volkes Gottes, das dem Bund vollkommen treu ist (vgl. V. 46-50); der zweite erstreckt sich über das Werk des Vaters im Makrokosmos der Geschichte seiner Kinder (V. 51-55), durch drei Schlüsselwörter: Erinnerung – Erbarmen – Verheißung.
Der Herr, der sich über die kleine Maria niedergebeugt hat, um in ihr »Großes« zu vollbringen und sie zur Mutter des Herrn zu machen, hat vom Auszug aus Ägypten an begonnen, sein Volk zu retten, indem er des Abraham verheißenen universalen Segens gedacht hat (vgl. Gen 12,1-3). Der Herr, der auf ewig treu ist, hat einen ununterbrochenen Fluss barmherziger Liebe fließen lassen »von Geschlecht zu Geschlecht« (V. 50) über das Volk, das dem Bund treu ist, und jetzt offenbart er die Fülle des Heils in seinem Sohn, der gesandt ist, das Volk von seinen Sünden zu erlösen. Von Abraham bis Jesus Christus und zur Gemeinschaft der Gläubigen erscheint das Pascha so als die hermeneutische Kategorie, um jede folgende Befreiung zu verstehen, bis hin zu jener, die vom Messias in der Fülle der Zeit verwirklicht wird.
Liebe Brüder und Schwestern, bitten wir heute den Herrn um die Gnade, die Erfüllung jeder seiner Verheißungen erwarten zu können; und uns zu helfen, in unserem Leben die Gegenwart Mariens anzunehmen. Indem wie uns in ihre Schule begeben, können wir alle entdecken, dass jede Seele, die glaubt und hofft, »das Wort Gottes empfängt und gebiert« (Ambrosius, Lukaskommentar 2,26).
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APPELL
Und denken wir an die Länder, die unter dem Krieg leiden: die gequälte Ukraine, Israel, Palästina… Viele Länder, die dort leiden. Denken wir an die Flüchtlinge aus Palästina und beten wir für sie.
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Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, nach dem Beispiel Marias wollen auch wir Christus zu den Menschen unserer Zeit bringen und in ihnen die Hoffnung und Freude wecken, die Elisabet und ihr Kind bei dieser Begegnung erfüllte. Denken wir an das Große, das der Herr auch an uns tun möchte!
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