EUCHARISTISCHE KONZELEBRATION MIT DEN
IN ROM ANSÄSSIGEN KARDINÄLEN AM
GEDENKTAG DES HL. GEORG
PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS
Paulinische Kapelle
Dienstag, 23. April 2013
Ich danke seiner Eminenz, dem Herrn Kardinal-Dekan, für seine Worte: Vielen Dank, Eminenz, danke!
Ich danke auch euch, die ihr heute gekommen seid. Danke! Denn ich fühle mich von euch gut aufgenommen. Danke! Ich fühle mich wohl bei euch, und das freut mich.
Die erste Lesung lässt mich daran denken, dass gerade in dem Moment, da die Verfolgung losbricht, sich der missionarische Aufbruch der Kirche ereignet. Und diese Christen sind bis nach Phönizien, nach Zypern und nach Antiochia gekommen und haben das Wort verkündet (vgl. Apg 11,19). Sie hatten diesen apostolischen Eifer; und so wird der Glaube verbreitet! Einige, Leute aus Zypern und Zyrene – nicht dieselben, sondern andere, die Christen geworden waren – begannen, als sie nach Antiocha kamen, auch zu den Griechen zu sprechen (vg. Apg 11,20). Das ist ein weiterer Schritt. Und so kommt die Kirche voran. Von wem kommt diese Initiative, zu den Griechen zu sprechen? Eine ganz unbegreifliche Sache, denn man predigte nur den Juden! Sie ist vom Heiligen Geist, von dem, der weiter, weiter, immer weiter drängte.
Doch in Jerusalem – als man davon hörte – sind einige etwas nervös geworden, und sie haben eine Apostolische Visitation geschickt, sie haben Barnabas geschickt (vgl. Apg 11,22). Vielleicht können wir – mit ein bisschen Sinn für Humor – sagen, dass das der theologische Anfang der Kongregation für die Glaubenslehre war: diese Apostolische Visitation des Barnabas. Er hat beobachtet, und er hat gesehen, dass die Dinge sich gut entwickelten (vgl. Apg 11,23). Und in dieser Weise ist die Kirche mehr Mutter, Mutter von mehr Kindern, von vielen Kindern: Sie wird Mutter, Mutter, immer mehr Mutter; Mutter, die uns den Glauben schenkt; Mutter, die uns die Identität verleiht. Aber die christliche Identität ist nicht ein Ausweis. Die christliche Identität ist eine Zugehörigkeit zur Kirche, denn alle diese gehörten zur Kirche, zur Mutter Kirche. Jesus außerhalb der Kirche zu finden, ist nämlich nicht möglich. Der große Papst Paul VI. sagte: Es ist ein absurdes Auseinanderreißen, ohne die Kirche mit Jesus leben zu wollen, außerhalb der Kirche Jesus folgen zu wollen, ohne die Kirche Jesus lieben zu wollen (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi 16). Und diese Mutter Kirche, die Jesus uns gibt, verleiht uns die Identität, die nicht nur ein Siegel ist, sondern eine Zugehörigkeit. Identität bedeutet Zugehörigkeit – diese Zugehörigkeit zur Kirche: Das ist schön!
Der dritte Gedanke, der mir in den Sinn kommt – der erste: der missionarische Aufbruch; der zweite: die Kirche als Mutter – der dritte Gedanke ist, dass Barnabas, als er die vielen Menschen sah – der Text sagt: „So wurde für den Herrn eine beträchtliche Zahl hinzugewonnen“ (Apg 11,24) – als er die vielen Menschen sah… sich freute. „Als er ankam und die Gnade Gottes sah, freute er sich“ (Apg 11,23). Es ist die typische Freude des Glaubensboten. Es ist, wie Paul VI. sagte, „die innige und tröstliche Freude der Verkündigung des Evangeliums“ (Evangelii nuntiandi, 80). – Und diese Freude beginnt mit einer Verfolgung, mit einer großen Traurigkeit, die in der Freude endet. Und so geht die Kirche voran – wie ein Heiliger sagt – zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen des Herrn (vgl. Augustinus, De Civitate Dei, 18,51,2: PL 41,614). So ist das Leben der Kirche. Wenn wir den Weg der Weltlichkeit gehen wollen, indem wir mit der Welt verhandeln – eine Versuchung, die damals den Makkabäern angetragen wurde –, werden wir niemals die Tröstung des Herrn erfahren. Und wenn wir nur die Tröstung suchen, wird es eine oberflächliche Tröstung sein, nicht die des Herrn; es wird eine menschliche Tröstung sein. Die Kirche bewegt sich immer zwischen Kreuz und Auferstehung, zwischen Verfolgungen und den Tröstungen des Herrn. Und das ist der Weg – wer ihn einschlägt, geht nicht fehl.
Denken wir heute an das missionarische Wirken der Kirche: an diese Jünger, die aus sich herausgegangen sind, um aufzubrechen, und auch an jene, die den Mut hatten, Jesus den Griechen zu verkünden, damals etwas fast Skandalöses (vgl. Apg 11,19-20). Denken wir an die Mutter Kirche, die wächst, mit neuen Kindern wächst, denen sie die Identität des Glaubens verleiht, denn man kann nicht an Jesus glauben ohne die Kirche. Jesus selber hat das im Evangelium gesagt: „Ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört“ (Joh 10,26). Wenn wir nicht „Schafe Jesu“ sind, kommt der Glaube nicht auf; dann ist es ein versüßlichter Glaube, ein Glaube ohne Substanz. Und denken wir an die Tröstung, die Barnabas erfahren hat, genau diese „innige und tröstliche Freude der Verkündigung des Evangeliums“. Und erbitten wir vom Herrn diesen Freimut, diesen apostolischen Eifer, der uns drängt voranzugehen, als Brüder, uns alle: voran, voran, den Namen Jesu im Schoß der Kirche tragend, die – wie der heilige Ignatius sagte – hierarchisch und katholisch ist. So sei es.
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