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AUSSERORDENTLICHES JUBILÄUM DER BARMHERZIGKEIT

MARIANISCHES JUBILÄUM

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS

Petersplatz
Sonntag, 9. Oktober 2016

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Das Evangelium dieses Sonntags (Lk 17,11-19) lädt uns ein, mit Staunen und Dankbarkeit die Gaben Gottes anzuerkennen. Auf dem Weg, der ihn zum Tod und zur Auferstehung führt, trifft Jesus zehn Aussätzige, die ihm entgegenkommen. Sie bleiben in der Ferne stehen und schreien ihr Übel vor jenem Mann heraus, den ihr Glaube als möglichen Retter erahnt: »Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!« (V. 13). Sie sind krank. Sie suchen jemand, der sie heilt. Jesus antwortet und sagt ihnen, zu den Priestern zu gehen und sich ihnen zu zeigen. Nach dem Gesetz des Mose hatten die Priester nämlich die Aufgabe, eine eventuelle Heilung festzustellen. Auf diese Weise beschränkt Jesus sich nicht darauf, ein Versprechen zu geben, sondern stellt ihren Glauben auf die Probe. Zu diesem Zeitpunkt sind die Zehn nämlich noch nicht geheilt. Sie erlangen die Gesundheit erst auf dem Weg zurück, nachdem sie dem Wort Jesu gehorcht haben. Alle zeigen sich voller Freude den Priestern und gehen dann ihre Wege, wobei sie aber den Geber vergessen, also den Vater, der sie durch seinen Mensch gewordenen Sohn Jesus geheilt hat.

Nur einer macht eine Ausnahme: ein Mann aus Samarien, ein Fremder, der an den Rändern des auserwählten Volkes lebt, fast ein Heide! Dieser Mann gibt sich nicht damit zufrieden, die Heilung mittels des eigenen Glaubens erhalten zu haben, sondern sorgt dafür, dass jene Heilung auch zu ihrer Vollendung kommt. Er kehrt zurück, um seinen Dank für die empfangene Gabe zu bekunden. So erkennt er Jesus als den wahren Priester an, der ihn – nachdem er ihn aufgerichtet und geheilt hat – auf den Weg bringt und in seine Jüngerschaft ruft.

Dank sagen und Lob darbringen können für das, was der Herr für uns tut – wie ist das wichtig! Und dabei mögen wir uns fragen: Sind wir fähig, danke zu sagen? Wie oft sagen wir in der Familie danke, in der Gemeinschaft oder in der Kirche? Wie oft sagen wir jemandem danke, der uns hilft, der uns nahe ist oder der uns im Leben begleitet? Oft nehmen wir alles als selbstverständlich hin. Und das geschieht auch mit Gott. Es ist leicht zu Gott zu gehen, um etwas zu erbitten. Aber zurückzukehren, um sich zu bedanken …? Deshalb unterstreicht Jesus mit Nachdruck das Ausbleiben der neun undankbaren Aussätzigen: »Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?« (Lk 17,17-18).

An diesem Tag des Jubiläums wird uns ein Vorbild empfohlen, ja geradezu das Vorbild, auf das wir schauen sollen: Maria, unsere Mutter. Nachdem sie die Botschaft des Engels erhalten hatte, ließ sie aus ihrem Herzen einen Gesang des Lobes und des Dankes an Gott kommen: »Meine Seele preist die Größe des Herrn …«. Bitten wir die Gottesmutter, uns zu helfen, damit wir verstehen, dass alles Gabe Gottes ist, und damit wir danke zu sagen vermögen. Dann – das versichere ich euch – wird unsere Freude vollkommen sein! Nur wer danke zu sagen vermag, erfährt Freude in Fülle.

Um danke sagen zu können bedarf es auch der Demut. In der ersten Lesung haben wir die eigenartige Geschichte von Naaman, dem Feldherrn des Königs von Aram gehört (vgl. 2 Kön 5,14-17). An Aussatz erkrankt, nimmt er, um geheilt zu werden, den Vorschlag einer armen Sklavin an und unterzieht sich den Behandlungen des Propheten Elischa, der für ihn ein Feind ist. Naaman ist jedoch bereit, sich zu demütigen. Und Elischa verlangt nichts von ihm, sondern trägt ihm nur auf, ins Wasser des Jordan einzutauchen. Diese Aufforderung verblüfft Naaman, ja macht ihn verärgert: Kann es denn wirklich ein Gott sein, der solche Banalitäten verlangt? Er möchte kehrtmachen, aber dann akzeptiert er es, in den Jordan einzutauchen, und wird augenblicklich geheilt.

Das Herz Marias ist mehr als alle anderen demütig und fähig, die Gaben Gottes zu empfangen. Für seine Menschwerdung hat Gott gerade sie erwählt, ein einfaches Mädchen aus Nazaret, die nicht in den Palästen der Macht und des Reichtums wohnte und die keine außerordentlichen Heldentaten vollbracht hatte. Fragen wir uns – es wird uns gut tun –, ob wir bereit sind, die Gaben Gottes zu empfangen, oder ob wir es lieber vorziehen, uns auf unsere materiellen Sicherheiten, auf unsere intellektuellen Gewissheiten oder auf die Gewähr unserer Planungen zurückzuziehen.

Es ist bedeutsam, dass Naaman und der Mann aus Samaria zwei Fremde sind. Wie viele Fremde, auch Menschen anderer Religionen, geben uns ein Beispiel für die Werte, die wir manchmal vergessen oder vernachlässigen. So mancher, der neben uns lebt und vielleicht gering geschätzt oder ausgegrenzt wird, weil er ein Fremder ist, kann uns jedoch beibringen, wie wir auf dem Weg gehen sollen, den der Herr will. Auch die Muttergottes hat mit ihrem Bräutigam Josef die Ferne von ihrer Heimat erfahren. Für lange Zeit ist sie eine Fremde in Ägypten gewesen, weit weg von ihren Verwandten und Freunden. Ihr Glaube hat jedoch die Schwierigkeiten zu meistern gewusst. Machen wir uns den einfachen Glauben der heiligen Muttergottes zu eigen; bitten wir sie, dass wir lernen, immer zu Jesus zurückzukommen, um ihm danke zu sagen für so viele Wohltaten seiner Barmherzigkeit.

 



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