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VIDEOBOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER AM 3. INTERNATIONALE SYMPOSIUM
ÜBER DAS APOSTOLISCHE SCHREIBEN
"AMORIS LAETITIA"

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Herzlich grüße ich euch alle, die ihr am 3. Internationalen Symposium über das Apostolische Schreiben Amoris laetitia teilnehmt, das vom Amt für Familienpastoral der italienischen Bischofskonferenz veranstaltet wird. Das Thema, das ihr euch vorgenommen habt: »Das Evangelium der Liebe zwischen Gewissen und Norm«, ist sehr wichtig und kann den Weg erhellen, den die Ortskirchen in Italien gehen, auch um auf den im Herzen der jungen Generationen erkennbaren Wunsch nach Familie zu antworten.

Die Liebe zwischen Mann und Frau gehört offensichtlich zu den am stärksten generativen menschlichen Erfahrungen, sie ist Ferment der Kultur der Begegnung und bringt der heutigen Welt ein Mehr an sozialen Fähigkeiten: denn »das Wohl der Familie ist entscheidend für die Zukunft der Welt und der Kirche« (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Amoris laetitia, 31). Gerade die auf die Ehe gegründete Familie bringt fruchtbare Bindungen hervor, die das wirksamste Gegenmittel gegen den um sich greifenden Individualismus sind. Doch auf dem Weg der ehelichen Liebe und des Familienlebens gibt es Situationen, die mit Aufrichtigkeit zu treffende, schwierige Entscheidungen erfordern. Zuweilen stellen sich in der häuslichen Wirklichkeit konkrete Probleme, die von einem jeden mit klugem Gewissen anzugehen sind. Es ist wichtig, dass die Eheleute, die Eltern nicht alleingelassen, sondern begleitet werden in ihrem Bemühen, das Evangelium im konkreten Leben umzusetzen. Auf der anderen Seite wissen wir sehr wohl, dass »wir berufen sind, die Gewissen zu bilden, nicht aber dazu, den Anspruch zu erheben, sie zu ersetzen« (ebd., 37).

Die zeitgenössische Welt läuft Gefahr, den Primat des Gewissens, das stets zu respektieren ist, mit der exklusiven Autonomie des Individuums in Bezug auf die von ihm gelebten Bindungen zu verwechseln. In dieser Hinsicht habe ich kürzlich zu den Teilnehmern an der Vollversammlung der Akademie für das Leben gesagt: »Manch einer spricht sogar von ›Egolatrie‹, das heißt einem wahren Kult des Ego, auf dessen Altar alles geopfert werden kann, einschließlich der engsten (familiären) Bindungen. Diese Ansicht ist keineswegs harmlos: Sie formt ein Individuum, das sich unablässig selbst im Spiegel betrachtet, so dass es unfähig wird, den Blick auf die anderen und auf die Welt zu richten. Die Verbreitung dieser Haltung hat gravierende Konsequenzen für die Affektivität und alle Bindungen des Lebens« (5. Oktober 2017). Sie ist eine »Verschmutzung«, die die Seelen zersetzt und Geist und Herz verwirrt, indem sie falsche Illusionen erzeugt.

Romano Guardini hat in einem seiner Texte über das Thema des Gewissens den Weg gewiesen, wie man das wahre Gute sucht: »Aus dieser Selbstverfangenheit komme ich nur heraus, wenn ich einen Punkt finde, der nicht Ich ist; eine ›Höhe über mir‹. Ein Etwas, ein Festes, ein Wirkendes, das in meinem Inneren zur Geltung kommt. Hier stehen wir am Kernpunkt […], an der religiösen Wirklichkeit. Jenes ›Gute‹ […] ist etwas Lebendiges […] Es ist die Wertfülle des lebendigen Gottes selbst« (Romano Guardini, Das Gute, das Gewissen und die Sammlung, Matthias-Grünewald-Verlag Mainz 1952, S. 47).

Im Inneren eines jeden Menschen gibt es einen Ort, wo sich das Geheimnis offenbart und dieses die Person erleuchtet, indem es sie zum Protagonisten ihrer Geschichte macht. Das Zweite Vatikanische Konzil unterstreicht, was das Gewissen ist: Es ist »die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist« (Gaudium et spes, 16). Der Christ hat die Aufgabe zu wachen, damit es in diesem »Tabernakel« nicht an göttlicher Gnade fehlt, die die eheliche Liebe und die elterliche Sendung erhellt und stärkt. Die Gnade füllt die »Krüge« der menschlichen Herzen mit einer außerordentlichen Fähigkeit des Gebens und erneuert für die Familien von heute das Wunder bei der Hochzeit von Kana.

Diese Episode des Evangeliums kommentierend habe ich gesagt: »Indem er das Wasser der Krüge, die ›der Reinigungsvorschrift der Juden‹ entsprachen (V. 6), in Wein verwandelt, vollbringt Jesus eine beredte Geste: Er verwandelt das Gesetz des Mose in das Evangelium, als Überbringer der Freude« (Katechese in der Generalaudienz am 8. Juni 2016). Jesus weist insbesondere auf das Heilmittel der Barmherzigkeit hin, das die Härte des Herzens heilt und so die Beziehungen zwischen Ehemann und Ehefrau, zwischen Eltern und Kindern gesunden lässt.

Liebe Brüder und Schwestern, ich wünsche euch alles Gute für eure Arbeit bei diesem Symposium. Möge es der Kirche in Italien helfen, sich Inhalt und Stil von Amoris laetitia anzueignen und sie zu entwickeln. Möge es zur Ausbildung der Leiter von Familiengruppen in den Pfarreien, Vereinigungen und Bewegungen beitragen. Möge es den Weg so vieler Familien unterstützen, indem es ihnen hilft, die Freude des Evangeliums zu leben und lebendige Zellen der Gemeinschaft zu sein. Ich segne euch von Herzen und bitte euch, für mich zu beten.

 



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