APOSTOLISCHE REISE NACH RIO DE JANEIRO
AUS ANLASS DES XXVIII. WELTJUGENDTAGS
BEGEGNUNG MIT JUNGEN ARGENTINIERN
ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
Rio de Janeiro - Kathedrale
Donnerstag, 25. Juli 2013
Danke ..., danke, dass ihr hier seid, danke, dass ihr gekommen seid ... Ein Dank an alle, die in der Kathedrale sind, und ein großer Dank an alle, die draußen bleiben mussten. 30.000, so sagte man mir, haben keinen Platz mehr gefunden. Ich grüße euch von hier aus. Sie stehen im Regen … danke für das Zeichen der Anhänglichkeit, danke, dass ihr zum Weltjugendtag gekommen seid. Ich habe Dr. Gasbarri, dem verantwortlichen Organisator der Reise vorgeschlagen, ein Plätzchen für ein Treffen mit euch zu finden. Und im Laufe eines halben Tags hatte er alles vorbereitet. So will ich auch Dr. Gasbarri öffentlich dafür danken, dass ihm dies heute gelungen ist.
Ich möchte euch sagen, welche Wirkung ich vom Weltjugendtag erhoffe: Ich hoffe, dass es einen Wirbel gibt. Hier wird es einen Wirbel geben, ja, den wird es geben. „Que acá en Río va a haber lío, va a haber” – “In Rio wirst du was erleben, da wird es einen Wirbel geben”. Aber ich will, dass ihr auch in den Diözesen Wirbel macht, ich will, dass man hinausgeht, ich will, dass die Kirche auf die Straßen hinausgeht, ich will, dass wir standhalten gegen alle Weltlichkeit, Unbeweglichkeit, Bequemlichkeit, gegen den Klerikalismus und alles In-sich-verschlossen-sein. Die Pfarreien, die Schulen, die verschiedenen Einrichtungen sind da, um hinauszugehen …, wenn sie es nicht tun, werden sie eine NGO, und die Kirche darf nie eine NGO sein. Die Bischöfe und Priester mögen mir verzeihen, wenn einige nachher Verwirrung stiften. Es ist ein Rat. Danke für das, was ihr tun könnt.
Schaut, ich denke, dass diese weltliche Zivilisation im Augenblick über ihre Grenzen hinausgegangen ist. Sie ist über die Grenzen hinausgegangen, weil sie einen derartigen Kult des Geldes geschaffen hat, dass wir uns einer Philosophie und einer Praxis gegenübergestellt sehen, welche die beiden Pole des Lebens ausschließen, die die Hoffnung der Völker sind. Der Ausschluss der alten Menschen ist offensichtlich. Man könnte meinen, dass es eine Art verborgene Euthanasie gibt, das heißt man kümmert sich nicht um die Alten; aber es gibt auch eine kulturelle Euthanasie, denn man lässt sie nicht reden, man lässt sie nicht handeln. Und der Ausschluss der jungen Menschen. Die Quote der Jugendarbeitslosigkeit, der jungen Menschen ohne Beschäftigung ist sehr hoch, und wir haben eine Generation, die nicht die Erfahrung der Würde macht, die man durch die Arbeit erlangt. Das heißt, diese Zivilisation hat uns dazu geführt, die beiden herausragenden Altersgruppen auszuschließen, die unsere Zukunft ausmachen. Nun, die jungen Menschen müssen herausragen, sie müssen sich zur Geltung bringen, die jungen Menschen müssen hinausgehen, um für Werte zu kämpfen, um für diese Werte zu kämpfen; und die Alten müssen den Mund aufmachen, sie müssen den Mund aufmachen und uns lehren! Vermittelt uns die Weisheit der Völker!
Von Herzen bitte ich die alten Menschen des argentinischen Volkes: Hört nicht auf, der kulturelle Rückhalt unseres Volkes zu sein, ein Rückhalt, der die Gerechtigkeit vermittelt, der die Geschichte vermittelt, der die Werte vermittelt, der das Gedächtnis des Volkes weitergibt. Und ihr, stellt euch bitte nicht gegen die alten Menschen. Gebt ihnen die Möglichkeit zu reden, hört ihnen zu und geht voran. Aber seid euch bewusst, seid euch bewusst, dass ihr Jugendlichen zusammen mit den Alten in diesem Augenblick zum gleichen Schicksal verurteilt seid: ausgeschlossen zu werden. Lasst euch nicht ausschließen. Das ist klar! Dafür, glaube ich, müsst ihr euch einsetzen. Der Glaube an Jesus Christus ist kein Scherz, er ist eine sehr ernsthafte Sache. Es ist Anstoß erregend, dass Gott gekommen ist, um einer von uns zu werden. Es ist ein Skandal, dass er am Kreuz gestorben ist. Es ist ein Skandal: der Skandal des Kreuzes. Das Kreuz erregt weiterhin Anstoß. Aber es ist der einzige sichere Weg: der Weg des Kreuzes, der Weg Jesu, der Weg der Menschwerdung Jesu. Bitte „mixt“ den Glauben an Jesus Christus nicht. Es gibt den Orangensaft-Mix, es gibt den Apfelsaft-Mix, es gibt den Bananensaft-Mix, aber bitte trinkt keinen „Glaubens-Mix“. Der Glaube ist ganz, man vermischt ihn nicht. Es ist der Glaube an Jesus. Es ist der Glaube an den Sohn Gottes, der Mensch geworden ist, der mich geliebt hat und für mich gestorben ist.
Nun: macht Wirbel, sorgt euch um die Flügelgruppen der Gesellschaft, das heißt um die alten und die jungen Menschen; lasst euch nicht ausschließen und lasst nicht zu, dass die Alten ausgeschlossen werden. Zweitens: „Mixt“ nicht den Glauben an Jesus Christus – Da sind die Seligpreisungen: Was müssen wir tun, Vater? – Schau, lies die Seligpreisungen, die werden dir gut tun. Wenn du dann wissen willst, was du konkret tun musst, lies Matthäus, Kapitel 25. Das ist das Muster, nach dem wir gerichtet werden. Mit diesen beiden Dingen habt ihr den Aktionsplan: die Seligpreisungen und Matthäus 25. Ihr braucht nichts anderes mehr zu lesen. Darum bitte ich euch von ganzem Herzen.
Nun gut; ich danke euch für diese Nähe. Es tut mir leid, dass ihr so eingepfercht seid, aber ich sage euch etwas: Auch ich erlebe gelegentlich, wie schlimm es ist, eingesperrt zu sein. Ich gestehe es euch ehrlichen Herzens, aber wir werden sehen … Ich verstehe euch. Mir hätte es gefallen, euch näher zu sein, aber ich verstehe, dass es aus Gründen der Sicherheit nicht möglich ist. Danke, dass ihr gekommen seid, danke, dass ihr für mich betet; ich bitte euch von Herzen darum, ich brauche es. Ich brauche eure Gebete, ich brauche sie sehr. Danke dafür.
Nun aber möchte ich euch den Segen geben, und danach segnen wir das Bild der Jungfrau Maria, das das ganze Land durchwandern wird … und das Kreuz des heiligen Franziskus, die beide missionarisch unterwegs sein werden. Aber vergesst nicht: Macht Wirbel. Sorgt euch um die beiden Flügelgruppen des Lebens, um die beiden Flügelgruppen der Geschichte des Volkes, die alten und die jungen Menschen. Und „mixt“ den Glauben nicht!
Und nun wollen wir beten, um das Bild der Jungfrau Maria zu segnen und euch dann den Segen zu geben. Stehen wir zum Segen auf.
Vorher aber möchte ich noch Erzbischof Arancedo für seine Worte danken. Als wirklich schlecht Erzogener habe ich ihm nämlich nicht gedankt. Also, danke für deine Worte!
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gegrüßet seist du, Maria …
Herr, du hast deine Mutter in unserer Mitte zurückgelassen, damit sie uns begleite; damit sie für uns sorge und uns auf unserem Weg, in unserem Herzen und in unserem Glauben beschütze; damit sie uns zu Jüngern mache, wie sie es war, und zu Missionaren, wie sie es war; damit sie uns lehre, auf die Straßen hinauszugehen; damit sie uns lehre, aus uns selbst hinauszugehen.
Herr, wir wollen dieses Bild segnen, das das Land durchwandern wird. Möge die Jungfrau Maria uns mit ihrer Sanftmut und mit ihrem Frieden den rechten Weg weisen.
Herr, du erregst Anstoß. Du bist der Skandal des Kreuzes. Ein Kreuz, das Demut und Sanftmut ist; ein Kreuz, das zu uns von der Nähe Gottes spricht.
Wir wollen auch dieses Kreuz segnen, das durch das Land ziehen wird.
Vielen Dank! Wir sehen uns in diesen Tagen. Gott segne euch. Betet für mich! Vergesst es nicht!
Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana