APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
IN DIE REPUBLIK KOREA AUS ANLASS DES
6. ASIATISCHEN JUGENDTAGES
(13.-18. AUGUST 2014)
PRESSEKONFERENZ MIT PAPST FRANZISKUS
AUF DEM RÜCKFLUG VON KOREA NACH ROM
Montag, 18. August 2014
(Pater Lombardi)
Heiligkeit, willkommen bei uns zu diesem letzten Termin dieser Reise, die sehr intensiv war, doch – wie uns scheint – sehr gut gelungen ist. Sie machen zumindest den Eindruck zufrieden zu sein, sich wohl gefühlt zu haben, und darüber sind wir sehr froh gewesen. Nun, für diese Begegnung, die wohl im gleichen Stil ablaufen wird wie die beiden vorhergegangenen, die wir mit Ihnen hatten, haben wir uns in Sprachgruppen aufgeteilt, und dann sind in jeder der Gruppen einige Kollegen und Kolleginnen ausgelost worden, die ihre Fragen stellen. Es sind nicht gerade wenige… Wenn Sie müde sind, sagen Sie, dass es reicht, und dann hören wir auf; andernfalls fahren wir fort.
Wir möchten mit einem Vertreter der asiatischen Gruppe beginnen und bitten Sung Jin Park von der Yonhap News – das ist die koreanische Agentur –, hier ans Mikrofon zu kommen. Ich sage auch an, wer sich vorbereiten soll, so dass er schon näher kommt und wir dann nicht zu viel Zeit verlieren, auf ihn zu warten. Die zweite Frage wird Alan Holdren von EWTN vortragen.
Heiligkeit, möchten Sie uns etwas zur Einleitung sagen? Sprechen Sie zuerst, und dann geben wir das Wort dem koreanischen Kollegen.
(Papst Franziskus)
Guten Tag. Vielen Dank für Ihre Arbeit, die sehr anspruchsvoll war. Danke für alles, was Sie getan haben, und nun für die Aufmerksamkeit, die Sie diesem Gespräch widmen. Vielen Dank.
(Pater Lombardi)
Nun geben wir das Wort an Sung Park.
(Sung Jin Park)
Ich heiße Sung Jin Park und bin Journalist der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Heiliger Vater, im Namen der koreanischen Journalisten und unseres Volkes möchte ich Ihnen für Ihren Besuch danken. Sie haben viele Menschen in Korea glücklich gemacht. Und danke auch für die Ermutigung zur Vereinigung unseres Landes. Heiliger Vater, während Ihres Besuches in Korea haben Sie sich zuallererst an die Familien der Opfer des Fährschiffs Sewol gewandt und sie getröstet. Ich habe zwei Fragen. Erstens: Was haben Sie empfunden, als Sie ihnen begegnet sind? Zweitens: Waren Sie nicht besorgt, dass Ihre Geste politisch missverstanden werden könnte?
(Papst Franziskus)
Wenn du menschlichem Leid begegnest, musst du tun, wozu dein Herz dich treibt. Danach werden sie sagen: „Er hat das getan, weil er diese oder jene politische Absicht hat…“ Da kann man alles Mögliche sagen. Aber wenn du an diese Männer denkst, an diese Frauen, an die Väter und Mütter, die ihre Kinder verloren haben, an die Brüder und Schwestern, die ihre Geschwister verloren haben, an den so großen Schmerz über eine Katastrophe, ich weiß nicht, mein Herz… ich bin ein Priester und fühle, dass ich auf sie zugehen muss! Ich empfinde das so; es ist vor allem das. Ich weiß, dass der Trost, den ein Wort von mir spenden könnte, keine Abhilfe schafft, es gibt denen, die gestorben sind, nicht das Leben zurück; aber die menschliche Nähe gibt uns in diesen Augenblicken Kraft, da ist die Solidarität… Ich erinnere mich, dass ich als Erzbischof von Buenos Aires zwei Katastrophen dieser Art erlebt habe: Die eine war der Brand eines Tanzsaales, wo ein Pop-Konzert veranstaltet wurde: Da sind 193 Menschen umgekommen! Und dann ein anderes Mal war es ein Zugunglück, da starben, glaube ich, 120 Menschen. Und ich habe in diesen Momenten dasselbe gespürt: Nähe zu zeigen. Das menschliche Leid ist stark, und wenn wir in diesen traurigen Momenten Nähe zeigen, helfen wir sehr. Und zu dieser Frage möchte ich schließlich noch etwas hinzufügen. Ich habe dies hier angenommen [Es handelt sich um ein kleines Erkennungszeichen, das die Angehörigen der Opfer tragen]. Und nachdem ich es einen halben Tag lang getragen habe – ich habe es aus Solidarität mit ihnen angenommen –, ist jemand auf mich zugekommen und hat mir gesagt: „Es wäre besser, das abzunehmen… Sie müssen neutral sein…“ – „Aber hör mal, gegenüber menschlichem Leid kann man nicht neutral sein!“ So habe ich geantwortet. Das ist es, was ich empfinde. Danke für deine Frage, danke.
Wer kommt jetzt an die Reihe?
(Pater Lombardi)
Alan Holdren von EWTN.
(Papst Franziskus)
Und danach? [Sie lachen]
(Pater Lombardi)
Danach kommt Jean-Louis de la Vaissière von der französischen Gruppe.
(Alan Holdren)
Heiligkeit, ich heiße Alan Holdren. Ich arbeite für die katholische Nachrichtenagentur ACI Prensa in Lima (Peru), auch EWTN. Wie Sie wissen, hat das Militär der Vereinigten Staaten seit Kurzem begonnen, Terroristen im Irak zu bombardieren, um einem Genozid zuvorzukommen, um die Zukunft der Minderheiten zu schützen – ich denke auch an die Katholiken unter Ihrer Führung. Billigen Sie diese amerikanische Bombardierung?
(Papst Franziskus)
Danke für diese so klare Frage. In diesen Fällen, wo es sich um einen ungerechten Angriff handelt, kann ich nur sagen, dass es legitim ist, dem ungerechten Angreifer Einhalt zu gebieten. Ich unterstreiche das Verb: Einhalt gebieten. Ich sage nicht: bombardieren, Krieg führen, sondern Einhalt gebieten. Die Mittel, mit denen man Einhalt gebieten kann, müssen abgewogen werden. Dem ungerechten Angreifer Einhalt zu gebieten, ist erlaubt. Doch wir müssen auch ein Gedächtnis haben! Wie oft haben die Mächte mit der Entschuldigung, dem ungerechten Angreifer Einhalt zu gebieten, Völker an sich gerissen und einen wirklichen Eroberungskrieg geführt! Eine einzelne Nation kann nicht darüber urteilen, wie einem ungerechten Angreifer Einhalt zu gebieten ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Idee der Vereinten Nationen auf: Dort muss man diskutieren und sagen: „Ist es ein ungerechter Angreifer? Anscheinend ja. Wie gebieten wir ihm Einhalt?“ Nur dies, und nichts mehr.
Zweitens: die Minderheiten. Danke für das Wort. Denn zu mir wird gesagt: „Die Christen, die armen Christen…“ Und es ist wahr, sie leiden. Die Märtyrer, ja, es gibt viele Märtyrer. Aber hier gibt es Frauen und Männer, religiöse Minderheiten, nicht alle christlich, und alle sind vor Gott gleich. Die Menschheit hat ein Recht darauf, dem ungerechten Angreifer Einhalt zu gebieten, aber auch der Angreifer hat ein Recht darauf, zurückgehalten zu werden, damit er nicht Böses tut.
(Pater Lombardi)
Jean-Louis de la Vaissière von France Presse. Fabio Zavattaro bereitet sich vor.
(Jean-Louis de la Vaissière, France Presse)
Guten Abend, Heiliger Vater. Um noch einmal auf die irakische Angelegenheit zurückzukommen: Wären Sie, Heiliger Vater, wie Kardinal Filoni und der Ordensobere der Domenikaner Cadoré bereit, ein militärisches Einschreiten auf irakischem Boden zu unterstützen, um die Dschihadisten zu stoppen? Und dann hatte ich noch eine andere Frage: Denken Sie, dass Sie eines Tages in den Irak, vielleicht nach Kurdistan gehen können, um die christlichen Flüchtlinge zu unterstützen, die auf Sie warten, und mit ihnen in diesem Land zu beten, wo sie seit zweitausend Jahren leben?
(Papst Franziskus)
Danke. Ich war kürzlich mit dem Präsidenten Kurdistans zusammen, und er hatte eine sehr klare Vorstellung von der Situation, wie eine Lösung zu finden wäre… Aber das war vor diesem letzten Angriff. Auf die erste Frage habe ich geantwortet: Ich bin nur damit einverstanden, dass im Fall eines ungerechten Angreifers diesem Einhalt geboten wird…[kurze Stille, dann wird die zweite Frage wiederholt] Ach ja, Entschuldigung, ich habe das vergessen. Ja, ich bin bereit, doch ich glaube, dass ich folgendes sagen kann: Als wir mit meinen Mitarbeitern von dieser Situation der religiösen Minderheiten gehört haben und auch von dem Problem Kurdistans in jenem Moment, das nicht so viele Menschen aufnehmen konnte – das ist ein Problem, versteht sich, es konnte einfach nicht – haben wir uns gefragt: Was kann man tun? Wir haben an vieles gedacht. Zuallererst haben wir ein Kommuniqué geschrieben, das Pater Lombardi in meinem Namen aufgesetzt hat. Dann ist dieses Kommuniqué an alle Nuntiaturen geschickt worden, damit des den Regierungen mitgeteilt würde. Dann haben wir einen Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen geschrieben… Viele Dinge… Und am Ende haben wir entschieden, einen persönlichen Gesandten, Kardinal Filoni, zu entsenden. Und schließlich haben wir gesagt: Wenn es nötig sein sollte, können wir, wenn wir aus Korea zurückkehren, dorthin gehen. Es war eine der Möglichkeiten. Das ist die Antwort: Ich bin bereit. In diesem Moment ist es nicht das Beste, das man tun kann, aber ich bin dazu bereit.
(Pater Lombardi)
Fabio Zavattaro, und Paloma García Ovejero von der Cope bereitet sich vor.
(Fabio Zavattaro)
Entschuldigung, ein kleines Problem, um anzukommen. Sie, Heiliger Vater, sind der erste Papst, der China überfliegen kann. Das Telegramm, das Sie an den chinesischen Präsidenten gesandt haben, ist ohne negative Kommentare aufgenommen worden. Denken Sie, dass dies Schritte auf einen möglichen Dialog hin sind? Und hätten Sie den Wunsch, nach China zu gehen?
(Pater Lombardi)
Sind wir jetzt im chinesischen Luftraum? Ja, ich kann verkünden, dass wir uns in diesem Moment in chinesischem Luftraum befinden, die Frage gehört also genau hierher…
(Papst Franziskus)
Und als wir uns anschickten, in den chinesischen Luftraum einzutreten, war ich im Cockpit bei den Piloten, und einer von ihnen hat mir dort ein Register gezeigt und gesagt: „Es sind noch zehn Minuten bis zum Eintritt in den chinesischen Luftraum, wir müssen die Genehmigung beantragen. Man bittet immer darum, das ist normal, jedes Land wird darum gebeten.“ Und ich habe gehört, wie sie die Genehmigung beantragten, wie geantwortet wurde… Ich war Zeuge. Und der Pilot sagte: „Jetzt geht das Telegramm ab“, aber ich weiß nicht, wie sie das gemacht haben. So… Dann habe ich mich von ihnen verabschiedet, bin an meinen Platz zurückgekehrt und habe so sehr gebetet für jenes große und edle chinesische Volk, ein weises Volk…Ich denke an die großen chinesischen Weisen, eine Geschichte der Wissenschaft, der Weisheit… Auch die Jesuiten: Wir haben eine Geschichte dort, mit Pater Ricci… Und all dies kam mir in den Sinn. Ob ich Lust habe, nach China zu gehen? Aber sicher: morgen! Oh ja! Wir achten das chinesische Volk; nur, die Kirche verlangt Freiheit für ihre Aufgabe, für ihre Arbeit; keine andere Bedingung. Und dann darf man nicht jenes grundlegende Dokument zur chinesischen Frage vergessen, den der Brief darstellt, den Benedikt XVI. an die Chinesen sandte. Dieser Brief ist heute aktuell, ist von hoher Aktualität. Es ist gut, ihn noch einmal zu lesen. Und immer ist der Heilige Stuhl offen für die Kontakte: immer, denn er hat eine wirklich hohe Achtung für das chinesische Volk.
(Pater Lombardi)
Paloma García Ovejero ist von der Cope, dem spanischen katholischen Radio; und Johannes Schidelko von der KNA bereitet sich vor.
(Paloma García Ovejero)
Also, die nächste Reise geht nach Albanien. Vielleicht Irak. Danach Philippinen und Sri Lanka… Aber wohin werden Sie 2015 reisen? Und ich sage Ihnen auch: Sie wissen, dass in Avila und in Alba de Tormes große Erwartung herrscht: Können sie noch hoffen?
(Papst Franziskus)
Ja, ja… Die Präsidentin der Republik Korea hat in perfektem Spanisch zu mir gesagt: „La esperanza es lo ultimo que se pierde“. So hat sie zu mir gesagt in Bezug auf die Vereinigung Koreas. Mir kommt diese Antwort: Man kann hoffen, aber es ist nicht entschieden.
(Paloma García Ovejero)
Aber danach: Mexiko, Philadelphia…?
(Papst Franziskus)
Nein, jetzt erkläre ich es dir. Dieses Jahr ist Albanien vorgesehen, das stimmt. Einige sagen, dass der Papst einen Stil hat, alles von der Peripherie aus zu beginnen. Aber nein, ich gehe nach Albanien, und warum? Aus zwei wichtigen Gründen. Erstens, weil es ihnen gelungen ist, eine Regierung zu schaffen – denken wir an den Balkan! – eine Regierung nationaler Einheit unter Moslems, Orthodoxen und Katholiken, mit einem interreligiösen Rat, der sehr hilfreich und ausgewogen ist. Und das geht gut, ist in Einklang gebracht. Die Anwesenheit des Papstes soll allen Völkern sagen: „Man kann gemeinsam arbeiten!“ Ich habe das so empfunden, als sei es eine wirkliche Hilfe für dieses edle Volk. Und das andere: Wenn wir an die Geschichte Albaniens denken, so war es bezüglich der Religion das einzige der kommunistischen Länder, das in seiner Verfassung den praktischen Atheismus festgeschrieben hatte. Wenn du zur Messe gingst, war das verfassungswidrig. Und außerdem sagte mir einer der Minister, dass – ich will in der Zahl genau sein – 1.820 Kirchen zerstört worden sind. Zerstört! Orthodoxe, katholische… in jener Zeit. Und überdies sind andere Kirche verwandelt worden in Kinos, Theater, Tanzsäle… Ich habe gespürt, dass ich gehen muss: Es ist nah, an einem einzigen Tag kann man es machen… Dann, im nächsten Jahr möchte ich nach Philadelphia zum Familientreffen gehen; und ich bin auch vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ins amerikanische Parlament eingeladen worden, sowie vom Sekretär der Vereinten Nationen nach New York: vielleicht diese drei Städte zusammen… Mexiko: Die Mexikaner wollen, dass ich zur Muttergottes von Guadalupe gehe, und man kann diese Reise nutzen, aber es ist nicht sicher. Und schließlich Spanien. Das Königshaus hat mich eingeladen, und die Bischofskonferenz hat mich eingeladen… Es hagelt Einladungen nach Spanien: Santiago de Compostela… vielleicht ist es möglich, aber ich sage nicht mehr, denn es ist nicht entschieden; morgens nach Avila und Alba de Tormes gehen und am Nachmittag zurückkehren… das wäre möglich…
(Paloma García Ovejero)
Es ist möglich…
(Papst Franziskus)
Ja, aber es ist nicht entschieden. Und das ist die Antwort. Danke dir.
(Pater Lombardi)
Johannes Schidelko von der deutschen katholischen Nachrichtenagentur. Yoshimori Fukushima aus Japan bereitet sich für die nächste Frage vor.
(Johannes Schidelko)
Danke. Heiligkeit, welche Art von Beziehung besteht zwischen Ihnen und Benedikt XVI.? Gibt es einen gewohnheitsmäßigen Meinungs- und Gedankenaustausch; gibt es ein gemeinsames Projekt nach dieser Enzyklika?
(Papst Franziskus)
Wir sehen uns… Vor der Abreise habe ich ihn besucht. Zwei Wochen zuvor hat er mir eine interessante Schrift zugesandt: Er fragte nach meiner Meinung… Und wir haben eine normale Beziehung, denn ich komme auf diese Idee zurück, die vielleicht manchem Theologen nicht gefällt – ich bin kein Theologe – : Ich denke, dass der emeritierte Papst keine Ausnahme ist, aber nach vielen Jahrhunderten ist dies der erste Emeritus. Wir denken, ja, wie er gesagt hat: „Ich bin alt geworden und habe nicht die Kräfte.“ Es war eine schöne Geste, die Vornehmheit gezeigt hat wie auch Demut und Mut. Ich denke: Vor 70 Jahren waren auch emeritierte Bischöfe eine Ausnahme, es gab sie nicht. Heute sind Bischöfe im Ruhestand eine feste Einrichtung. Ich meine, dass „emeritierter Papst“ bereits eine Institution ist. Warum? Weil unser Leben länger wird, und in einem gewissen Alter hat man nicht mehr die Fähigkeit, gut zu regieren, denn der Leib wird müde, die Gesundheit ist vielleicht gut, aber man ist nicht fähig, alle Probleme einer Regierung wie jener der Kirche voranzubringen. Und ich glaube, dass Papst Benedikt diesen Schritt vollzogen hat: die Einrichtung der emeritierten Päpste. Ich wiederhole: Vielleicht sagt mancher Theologe mir, dass das nicht richtig ist, aber ich sehe das so. Die Jahrhunderte werden sagen, ob es so ist oder nicht, wir werden sehen. Sie können mir sagen: „Und wenn Sie sich eines Tages nicht in der Lage fühlen weiterzumachen?“ Dann würde ich dasselbe tun, ich würde dasselbe tun! Ich werde viel beten, aber ich würde dasselbe tun. Er hat eine Tür aufgetan, die institutionell und nicht außergewöhnlich ist. Unsere Beziehung ist die von Brüdern, wirklich. Ich habe auch gesagt, dass ich es empfinde, als hätte ich den Großvater im Hause wegen der Weisheit: Er ist ein Mensch mit einer Weisheit, mit den Nuancen, den zu hören mir gut tut. Und er ermutigt mich auch sehr. Das ist die Beziehung, die wir zueinander haben.
(Pater Lombardi)
Jetzt haben wir Yoshimori Fukushima vom Mainichi Shimbun: Wir sind wieder in Asien. Er ist Japaner. Und Deborah Bali vom Wall Street Journal bereitet sich vor.
(Yoshimori Fukushima)
Papst Franziskus, zuerst einmal tausend Dank für Ihren ersten Besuch in Asien. Auf dieser Reise haben Sie Menschen getroffen, die gelitten haben. Was haben Sie empfunden, als Sie während der Messe heute Morgen die sieben „Trostfrauen“ begrüßt haben? [Anm. d. Übers.: Der Ausdruck bezeichnet Frauen, die im Zweiten Weltkrieg als junge Mädchen gewaltsam in die Kasernen des Militärs gebracht und zur Prostitution gezwungen wurden.] Was das Leiden der Menschen betrifft, so gab es wie in Korea auch in Japan die verborgenen Christen, und im kommenden Jahr wird der 150. Jahrestag ihres „Wiederauftauchens“ sein. Wird es ihnen möglich sein, mit Ihnen in Nagasaki zu beten? Vielen Dank.
(Papst Franziskus)
Das wäre wunderschön, das wäre wunderschön! Ich bin eingeladen worden: sowohl von der Regierung, als auch vom Episkopat; ich bin eingeladen worden. Die Leiden… Sie kommen auf eine der ersten Fragen zurück. Das koreanische Volk ist ein Volk, das seine Würde nicht verloren hat. Es ist ein Volk, das Invasion, Demütigung, Kriege erlitten hat, und jetzt ist es geteilt, mit so viel Leiden. Gestern, als ich zur Begegnung mit den Jugendlichen gegangen bin, habe ich das Museum der Märtyrer besucht. Schrecklich ist das Leiden dieser Menschen, einfach um das Kreuz nicht mit Füßen zu treten. Es ist ein historischer Schmerz oder ein historisches Leiden. Es besitzt eine Leidensfähigkeit, dieses Volk, und auch das gehört zu seiner Würde. Auch heute, als da diese alten Frauen vorne in der Messe waren: daran zu denken, dass sie in jener Invasion als Mädchen fortgebracht worden sind in die Kasernen, um sie zu benutzen… und sie haben ihre Würde nicht verloren. Heute zeigten sie ihr Angesicht, alt, die Letzten, die übrigbleiben… Es ist ein Volk, das stark ist in seiner Würde. Aber um auf diese Wirklichkeiten des Martyriums, der Leiden – auch dieser Frauen – zurückzukommen: Das sind die Früchte des Krieges! Und heute befinden wir uns in einer Welt im Krieg, überall! Jemand sagte mir: „Wissen Sie, Pater, dass wir im Dritten Weltkrieg sind, aber stückchenweise?“ – Haben Sie verstanden? Es ist eine Welt im Krieg, wo diese Grausamkeiten begangen werden. Ich möchte auf zwei Worte eingehen: Das erste ist Grausamkeit. Heute gelten die Kinder nichts! Einst sprach man von einem konventionalen Krieg; heute zählt das nicht. Ich sage nicht, dass die konventionellen Kriege etwas Gutes sind, nein. Aber heute kommt die Bombe an und tötet dich, den Unschuldigen mit dem Schuldigen, das Kind mit der Frau, mit der Mutter… sie bringen alle um. Aber wir müssen innehalten und ein wenig über den Stand der Grausamkeit nachdenken, den wir erreicht haben. Das muss uns erschrecken! Ich sage das nicht, um Angst zu machen; man kann eine empirische Forschung durchführen. Der Stand der Grausamkeit, den die Menschheit in diesem Moment erreicht hat, ist ziemlich erschreckend. Und das andere Wort, zu dem ich etwas sagen möchte und das in Beziehung zu diesem steht, ist die Folter. Heute ist die Folter eines der – ich würde sagen – fast gewöhnlichen Mittel im Verhalten der Dienste der Intelligence, der Gerichtsprozesse… Und die Folter ist eine Sünde gegen die Menschlichkeit, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit; und zu den Katholiken sage ich: Einen Menschen zu foltern, ist eine Todsünde, ist eine schwere Sünde! Aber mehr noch: Es ist eine Sünde gegen die Menschlichkeit. Grausamkeit und Folter. Es würde mir sehr gefallen, wenn ihr in euren Medien Überlegungen anstellen würdet: Wie seht ihr diese Dinge heute? Wie ist der Stand der Grausamkeit der Menschheit? Und was denkt ihr über die Folter? Ich glaube, es wird uns allen gut tun, über dies nachzudenken.
(Pater Lombardi)
Deborah Ball vom Wall Street Journal; Anaïs Feuga vom französischen Radio bereitet sich vor.
(Deborah Ball)
Danke. Unsere Frage lautet: Sie halten einen sehr, sehr beanspruchenden, dicht gedrängten Arbeitsrhythmus ein, genehmigen sich sehr wenig Ruhe und keinen Urlaub und machen diese aufreibenden Reisen. Dann haben wir in den letzten Monaten gesehen, dass Sie einige Termine absagen mussten, auch im letzten Moment. Muss man sich Sorgen machen wegen des Rhythmus, den Sie einhalten?
(Papst Franziskus)
Ach ja, der eine oder andere hat es mir gesagt! Ich habe Urlaub gemacht, jetzt, zu Hause, wie ich es gewöhnlich tue, denn… ich habe einmal ein interessantes Buch gelesen, der Titel war: „Freu dich, neurotisch zu sein!“ [Er lacht] Auch ich habe einige Neurosen, aber man muss sie gut behandeln, die Neurosen! Ihnen jeden Tag den Matetee geben…[lacht wieder] Eine dieser Neurosen ist, dass ich ein bisschen zu sehr am Habitat hänge. Das letzte Mal, dass ich außerhalb von Buenos Aires Urlaub gemacht habe, mit der jesuitischen Gemeinschaft, war im Jahr 1975. Danach mache ich immer Urlaub – wirklich! – aber im Habitat: Ich ändere den Rhythmus. Ich schlafe mehr, lese die Dinge, die mir gefallen, höre Musik, bete mehr… Und das ist meine Erholung. Im Juli und einem Teil vom August habe ich das getan, und das ist gut so. Die andere Frage: Die Tatsache, dass ich [Termine] absagen musste: Das ist wahr, das ist wahr. Am Tag, als ich zum „Gemelli“ gehen sollte, war ich da, bis zehn Minuten vorher, aber ich schaffte es nicht, wirklich… Es waren sehr beanspruchende Tage gewesen. Und nun muss ich bisschen vorsichtiger sein. Du hast Recht!
(Pater Lombardi)
So, nun Anaïs Feuga vom französischen Radio; und Francesca Paltracca vom Radio RAI bereitet sich vor.
(Anaïs Feuga)
In Rio, als die Menge „Franziskus, Franziskus“ rief, haben Sie geantwortet: „Christus, Christus“. Wie gehen Sie heute mit dieser außerordentlichen Popularität um? Wie erleben Sie sie?
(Papst Franziskus)
Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll… Ich erlebe das, indem ich dem Herrn danke, dass sein Volk glücklich ist – das tue ich wirklich – und indem ich dem Volk Gottes das Beste wünsche. Ich erlebe das als Großherzigkeit des Volkes, das ist wahr. Innerlich versuche ich, an meine Sünden und an meine Fehler zu denken, um mir keine Illusionen zu machen, denn ich weiß, dass das nur kurze Zeit andauern wird, zwei oder drei Jahre, und dann… zum Haus des Vaters [Er lacht] … Und außerdem ist es nicht klug, sich das zu fragen; aber ich erlebe das als Gegenwart des Herrn in seinem Volk, der den Bischof, den Hirten des Volkes, nutzt, um vieles zu zeigen. Ich erlebe es natürlicher als früher: Zuerst erschreckte es mich ein wenig… Ich tue diese Dinge… Ich sage mir auch innerlich: keine Fehler machen, denn du darfst diesem Volk kein Unrecht tun; und all dies… Es ist ein wenig so…
(Pater Lombardi)
Francesca Paltracca von Radio RAI; und Sergio Rubín vom Clarín bereitet sich vor.
(Francesca Paltracca)
Für den Papst „vom Ende der Welt“, der in den Vatikan geraten ist: Wie lebt der Papst, über Santa Marta hinaus – von dem Sie uns über Ihr Leben und Ihre Entscheidung erzählt haben – im Vatikan? Wie werden immer gefragt: Was macht er, wie bewegt er sich, geht er spazieren? Dann haben wir gesehen, dass Sie zur Mensa gehen, und das erstaunt uns jeden Tag… wir haben gesehen, dass Sie zur Mensa des Vatikans gegangen sind, zum Beispiel… Sie überraschen uns… Also, was für ein Leben führen Sie, jenseits der Arbeit, innerhalb von Santa Marta?
(Papst Franziskus)
Hmm, ich versuche, frei zu sein… Es gibt Büro- und Arbeitstermine… Aber dann ist das Leben für mich das normalste, das ich führen kann. Ehrlich gesagt, würde ich gerne hinausgehen können, aber das geht nicht, das geht nicht… nein, nicht wegen der Vorsicht; es geht nicht, denn, wenn du hinausgehst, kommen die Leute und umringen dich… und es geht eben nicht, das ist eine Realität. Aber innerhalb, in Santa Marta, führe ich ein normales Leben mit Arbeit, Ruhe, kleinen Schwätzchen…
(Francesca Paltracca)
Fühlen Sie sich nicht als Gefangener – um es kurz zu sagen?
(Papst Franziskus)
Nein, nein. Anfangs ja; jetzt… sind einige Mauern gefallen… ich weiß nicht… „Der Papst darf nicht gehen…“. Ein Beispiel, um dich zum Lachen zu bringen: Ich gehe, um den Aufzug zu nehmen; sofort kommt einer, denn der Papst durfte nicht allein im Aufzug hinunterfahren. „Du gehst an deinen Platz, und ich fahre allein hinunter.“ Und der Fall ist erledigt. So ist das, nicht wahr? Das ist die Normalität, eine Normalität.
(Pater Lombardi)
So, nun ist Sergio Rubín an der Reihe, und Jürgen Erbacher bereitet sich vor.
(Sergio Rubín)
Heiliger Vater, ich bin Sergio Rubín. Ich bitte um Entschuldigung, aber für die spanische Gruppe, zu der auch Argentinien gehört, muss ich Ihnen eine Frage stellen, die Ihre tiefen theologischen Kenntnisse verlangt. Ihre Mannschaft, San Lorenzo, hat zum ersten Mal den Siegertitel von Amerika errungen! Ich würde gerne wissen, wie Sie dieses Ereignis erleben, und man sagt mir auch, dass Sie an diesem Mittwoch in der Generalaudienz eine Delegation des Sportclubs empfangen werden…
(Papst Franziskus)
Nach dem zweiten Platz in Brasilien ist das eine gute Nachricht. Ich habe das hier erfahren, hier in Seoul hat man es mir gesagt; und sie haben mir gesagt: „Hör mal, Mittwoch kommen sie…“ Aber sie sollen nur kommen, es ist eine öffentliche Audienz, sie werden da sein… Für mich ist San Lorenzo die Mannschaft, für die sich meine ganze Familie begeisterte: Mein Vater spielte beim Basketball von San Lorenzo, er war Spieler in der Basketball-Mannschaft. Und als Kinder gingen wir – auch Mutter kam mit uns – zum Gasometer… Ich erinnere mich daran wie heute, an die Spielzeit ’46, San Lorenzo hatte eine glänzende Mannschaft, sie gingen als Sieger hervor… Weißt du, mit Freude erlebe ich das, mit Freude.
(Zwischenruf)
Ein Wunder? [Lachen im Hintergrund]
(Papst Franziskus)
Aber Wunder, nein! Reden wir nicht von Wundern!
(Pater Lombardi)
Jetzt Jürgen Erbacher, das deutsche Fernsehen.
(Jürgen Erbacher)
Die Frage lautet: Man spricht schon lange von dem Vorhaben einer Enzyklika über die Ökologie. Können Sie uns sagen, wann sie erscheinen wird und welches die zentralen Punkte sein werden?
(Papst Franziskus)
Diese Enzyklika… Ich habe sehr viel mit Kardinal Turkson und auch mit anderen gesprochen und habe Kardinal Turkson gebeten, alle Beiträge zu sammeln, die eingetroffen sind. Und vor der Reise, eine Woche vorher, nein, vier Tage vorher hat Kardinal Turkson mir den ersten Entwurf übergeben. Der erste Entwurf ist so dick [zeigt mit den Händen den Umfang]… Ich würde sagen, es ist ein Drittel mehr als Evangelii gaudium! [Er lacht] Das ist der erste Entwurf. Aber jetzt ist es ein nicht leichtes Problem, denn über die Bewahrung der Schöpfung, die Ökologie, auch die menschliche Ökologie, kann man bis zu einem gewissen Punkt mit einiger Sicherheit sprechen. Danach kommen die wissenschaftlichen Hypothesen, einige ziemlich sicher, andere nicht. Und eine solche Enzyklika, die lehramtlich sein muss, darf nur auf den Sicherheiten aufbauen, auf den Dingen, die gesichert sind. Wenn der Papst nämlich sagt, dass das Zentrum des Universums die Erde und nicht die Sonne ist, irrt er sich, denn er äußert sich zu einer Sache, die wissenschaftlich sein muss, und so geht das nicht. So geschieht es auch jetzt. Wir müssen uns ans Studieren machen, Abschnitt für Abschnitt, und ich glaube, dass die Enzyklika dann dünner wird. Aber eben: zum Wesentlichen kommen und zu dem, was man mit Sicherheit vertreten kann. Man kann dann in der Fußnote sagen: „Dazu gibt es die und die Hypothese…“ und es als Information sagen, nicht aber im Text der Enzyklika selbst, die einen doktrinellen Charakter hat und sicher sein muss.
(Pater Lombardi)
Wir haben 12 Fragen gestellt, alle Gruppen haben schon zwei Durchgänge gemacht. Wollen Sie fortfahren, oder wollen Sie, dass wir zum Essen gehen?
(Papst Franziskus)
Das hängt von dem Hunger ab, den Sie haben…
(Die Journalisten)
Wir haben keinen Hunger, wir sind nicht müde…
(Pater Lombardi)
Gut, auf der Liste war Jung Hae Ko von der koreanischen Tageszeitung…
(Jung Hae Ko)
Heiligkeit, vielen Dank für Ihren Besuch in Südkorea. Ich stelle Ihnen zwei Fragen. Die erste lautet: Unmittelbar vor der Abschlussmesse in der Kathedrale von Myeong-dong haben Sie einigen „Trostfrauen“ Mut zugesprochen: Welche Gedanken sind Ihnen dabei durch den Kopf gegangen? Das ist meine erste Frage. Die Zweite lautet: Pyongyang behauptet, das Christentum stelle eine unmittelbare Gefahr für sein Regime und sein Leadership dar. Wir wissen, dass mit den nordkoreanischen Christen Schreckliches geschehen ist. Wir wissen aber nicht, was geschehen ist. Haben Sie etwas Besonderes im Sinn, um zu versuchen, das Verhältnis Pyongyangs zu den nordkoreanischen Christen zu verändern?
(Papst Franziskus)
Zur ersten Frage wiederhole ich: Diese Frauen waren heute dort, weil sie trotz all dessen, was sie erlitten haben, Würde besitzen: Sie haben Gesicht gezeigt. Ich habe an das gedacht, was ich vorhin auch gesagt habe: an die Leiden des Krieges, an die Grausamkeiten, die ein Krieg mit sich bringt… Diese Frauen sind ausgenutzt, sind versklavt worden, das sind Grausamkeiten… An all das habe ich gedacht: an die Würde, die sie besitzen, und auch daran, wie viel sie gelitten haben. Und das Leiden ist ein Erbe. Wir sagen – die ersten Kirchenväter sagten –, dass das Blut der Märtyrer Samen der Christen ist. Ihr Koreaner habt so viel, so viel gesät. Aus Treue zu euren [christlichen] Prinzipien. Und jetzt wird die Frucht dieser Aussaat der Märtyrer sichtbar. Was Nordkorea angeht, ich weiß nicht… Ich weiß, dass es ein Leiden ist… Eines weiß ich mit Sicherheit: dass es einige Angehörige, viele Angehörige gibt, die nicht auffindbar sind, und das lässt leiden, das ist wahr. Es ist das Leiden dieser Teilung des Landes. Heute in der Kathedrale, wo ich die Paramente für die Messe angelegt habe, gab es ein Geschenk für mich, eine Dornenkrone Christi, hergestellt aus dem Stacheldraht, der die beiden Teile des einen Korea trennt. Und wir nehmen es mit, dieses Geschenk, ich nehme es mit ins Flugzeug… Das Leiden der Spaltung, einer gespaltenen Familie. Wie ich gestern, glaube ich – ich erinnere mich nicht, wann, oder in der Ansprache an die Bischöfe, ich erinnere mich nicht – gesagt habe, haben wir eine Hoffnung: Die beiden koreanischen Staaten sind Geschwister, sie sprechen die gleiche Sprache. Wenn man die gleiche Sprache spricht, ist das so, weil man die gleiche Mutter hat, und das gibt uns Hoffnung. Das Leiden der Teilung ist groß, ich verstehe das und bete, dass es enden möge.
(Pater Lombardi)
Jetzt ist Pullella von der englischen Gruppe an der Reihe.
(Philip Pullella)
Eine Bemerkung und eine Frage: Als Italo-Amerikaner möchte ich Ihnen Komplimente machen für Ihr Englisch. Sie müssen keine Angst haben. Und wenn Sie, bevor Sie nach Amerika, meine zweite Heimat, gehen, sich ein bisschen üben wollen, stehe ich zur Verfügung. Gleich welchen Akzent Sie annehmen wollen, newyorkisch… – ich bin aus New York – ich stehe zur Verfügung. Die Frage ist diese: Sie haben vom Martyrium gesprochen: Wie weit sind wir mit dem Prozess für Bischof Romero? Welchen Ausgang dieses Prozesses wünschen Sie sich?
(Papst Franziskus)
Der Prozess lag bei der Kongregation für die Glaubenslehre, blockiert „aus Vorsicht“, wurde gesagt. Jetzt ist er freigegeben. Er ist zur Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse übergewechselt und geht den normalen Weg eines Prozesses. Es hängt davon ab, wie die Postulatoren sich beeilen. Das ist sehr wichtig, es schnell zu tun. Was ich möchte, ist, dass geklärt wird, ob es sich um ein Martyrium in odium fidei handelt, sei es aufgrund des Bekenntnisses zum Glauben, sei es, weil man dem Nächsten gegenüber die Werke getan hat, die Jesus uns aufträgt. Und das ist eine Aufgabe der Theologen, die das untersuchen. Denn hinter ihm [Romero] gibt es Rutilio Grande und andere; es gibt noch weitere, die ermordet wurden, die aber nicht auf der gleichen Höhe wie Romero stehen. Das muss theologisch unterschieden werden. Für mich ist Romero ein Mann Gottes, aber der Prozess muss gemacht werden, und auch der Herr muss sein Zeichen geben… Wenn Er will, wird Er es tun. Aber jetzt müssen die Postulatoren sich rühren, denn es gibt keine Hindernisse.
(Pater Lombardi)
Jetzt haben wir eine letzte Frage, die lassen wir Céline Hoyeaux stellen, die für die französische katholische Tageszeitung La Croix gekommen ist.
(Céline Hoyeau)
Heiliger Vater, angesichts des Gaza-Kriegs ist Ihrer Meinung nach das Gebet für den Frieden, das am vergangenen 8. Juni im Vatikan organisiert wurde, ein Misserfolg gewesen?
(Papst Franziskus)
Danke, danke für die Frage. Dieses Gebet für den Frieden war absolut kein Misserfolg. Erstens: Die Initiative kam nicht von mir: Die Initiative, gemeinsam zu beten, kam von den beiden Präsidenten, vom Präsidenten des Staates Israel und vom Präsidenten des Staates Palästina. Sie hatten mir diesen Wunsch mitteilen lassen. Dann wollten wir es dort [im Heiligen Land] tun, aber es fand sich nicht der rechte Ort, denn der politische Preis war für jeden sehr hoch, wenn er auf die andere Seite ging. Die Nuntiatur, ja, sie wäre ein neutraler Ort gewesen, aber um in die Nuntiatur zu gelangen, hätte der Präsident des Staates Palästina israelisches Gebiet betreten müssen, und das war nicht einfach. So haben sie mir gesagt: „Wir machen es im Vatikan, und wir kommen!“ Diese beiden Männer sind Männer des Friedens, sind Männer, die an Gott glauben, und sie haben so viel Übles erlebt, so viel Übles, dass sie überzeugt sind, dass der einzige Weg, jene Geschichte dort zu lösen, die Verhandlung, der Dialog und der Friede sind. Aber jetzt zu Ihrer Frage: War es ein Misserfolg? Nein, ich glaube, dass die Tür offen ist. Alle vier als Repräsentanten, und Bartholomäus wollte ich dort haben als Haupt der Orthodoxie, als Ökumenischen Patriarchen der Orthodoxie – ich will keine Begriffe benutzen, die vielleicht nicht allen Orthodoxen gefallen – als Ökumenischer Patriarch war es gut, dass er bei uns war. Es ist die Tür des Gebetes geöffnet worden. Und es wird gesagt: „Man muss beten.“ Es ist ein Geschenk; der Friede ist ein Geschenk, ein Geschenk, das mit unserer Arbeit verdient wird, aber er ist ein Geschenk. Und der Menschheit zu sagen, dass gemeinsam mit dem Weg der Verhandlung, die wichtig ist, des Dialogs, der wichtig ist, es auch den Weg des Gebetes gibt, das ist richtig. Danach ist passiert, was passiert ist. Aber das ist konjunkturell. Jene Begegnung hingegen war nicht konjunkturell: Sie ist ein grundlegender Schritt menschlichen Verhaltens: das Gebet. Jetzt lässt der Rauch der Bomben, der Kriege, die Tür nicht sehen, aber die Tür ist von jenem Moment an offen geblieben. Und da ich an Gott glaube, glaube ich, dass der Herr auf jene Tür schaut und sieht, wie viele beten und wie viele ihn bitten, dass er uns helfe. Ja, mir gefällt diese Frage. Danke, danke, dass Sie sie gestellt haben. Danke.
(Pater Lombardi)
Heiliger Vater, tausend Dank. Ich glaube, dass Sie mehr als eine Stunde lang mit uns gesprochen haben und dass es darum richtig ist, wenn Sie jetzt gehen können, um ein wenig auszuruhen am Ende dieser Reise. Unter anderem wissen wir, dass Sie wahrscheinlich heute Abend zur Muttergottes zurückkehren…
(Papst Franziskus)
Vom Flughafen aus werde ich bei der Muttergottes [in Santa Maria Maggiore] vorbeikommen. Das ist etwas Schönes. Dr. Giani hatte angeordnet, die Blumen Koreas in den koreanischen Farben mitzubringen, aber dann ist am Ausgang der Nuntiatur ein kleines Mädchen mit einem Rosenstrauß gekommen, und wir haben gesagt: „Bringen wir der Muttergottes genau diese Blumen eines kleinen Mädchens aus Korea.“ Und die werden wir mitbringen. Vom Flughafen aus gehen wir, dort ein wenig zu beten, und dann nach Hause.
(Pater Lombardi)
Gut. Sie sollen wissen, dass auch wir mit Ihnen vereint sein werden, um dem Herrn zu danken für diese außergewöhnlichen Tage. Und alles Gute für die Wiederaufnahme Ihres Dienstes in Rom; wir werden fortfahren, Sie im Gebet zu begleiten und hoffen, dass Sie uns weiterhin, wie in diesen Tagen, Wunderschönes zu berichten geben. Danke.
(Papst Franziskus)
Und Dank an euch für eure Arbeit, vielen Dank… Und ich entschuldige mich, dass ich nicht mehr Zeit bei euch bleibe. Danke! Guten Appetit zum Mittagessen!
Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana