APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
NACH POLEN AUS ANLASS DES 31. WELTJUGENDTAGES
(27.-31. JULI 2016)
BEGEGNUNG MIT DEN FREIWILLIGEN HELFERN DES WJTs, DEM ORGANISATIONSKOMITEE UND DEN WOHLTÄTERN
ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
Tauron-Arena, Krakau
Sonntag, 31. Juli 2016
Liebe freiwillige Helfer,
bevor ich nach Rom zurückkehre, habe ich den Wunsch, euch zu treffen und vor allem jedem und jeder von euch für den Einsatz, die Großherzigkeit und die Hingabe zu danken, mit denen ihr die Tausende junger Pilger begleitet, ihnen geholfen und ihnen gedient habt. Danke auch für euer Glaubenszeugnis, das – vereint mit dem unzähliger junger Menschen aus allen Teilen der Welt – ein großes Hoffnungszeichen für die Kirche und für die Welt ist. Indem ihr euch aus Liebe zu Christus verschenkt habt, habt ihr erfahren, wie schön es ist, sich für eine gute Sache einzusetzen. Und so habe ich diese Ansprache geschrieben… Ich weiß nicht, ob sie gut oder schlecht ist… fünf Seiten. Ein bisschen langweilig… Ich übergebe sie… [Er übergibt sie dem für den Weltjugendtag beauftragten Bischof].
Man sagt mir, dass ich in jeder beliebigen Sprache sprechen kann, weil ihr alle einen Übersetzer habt… Ja? Ja? Spreche ich also spanisch? [Ja!]
Einen Weltjugendtag vorzubereiten, ist ein ganzes Abenteuer. Es bedeutet, sich in ein Abenteuer zu stürzen und… anzukommen; ankommen, dienen, arbeiten, tun und dann sich verabschieden. Vor allem, das Abenteuer, die Großherzigkeit. Ich möchte euch allen, den Freiwilligen und den Sponsoren, danken für alles, was ihr getan habt. Ich möchte für die Stunden des Gebetes danken, die ihr gehalten habt. Denn ich weiß, dass dieser Weltjugendtag mit viel Arbeit, aber auch mit viel Gebet zustande gekommen ist. Danke den Freiwilligen, die sich Zeit für das Gebet genommen haben, damit wir ihn voranbringen konnten.
Danke den Priestern, den Priestern, die euch begleitet haben. Danke den Ordensschwestern, die euch begleitet haben, den gottgeweihten Personen. Und danke euch, die ihr euch in dieses Abenteuer gestürzt habt in der Hoffnung, bis zum Schluss durchzuhalten.
Der Bischof hat euch bei seiner Vorstellung – ich weiß nicht, ob ihr das Wort versteht – „un piropo“ [eine Schmeichelei] gesagt; Habt ihr das verstanden? Er hat euch ein Kompliment gemacht: „Ihr seid die Hoffnung für die Zukunft.“ Und das ist wahr. Aber unter zwei Bedingungen! Wollt ihr eine Hoffnung für die Zukunft sein oder nicht? [Ja!] Sicher? [Ja!] Also unter zwei Bedingungen!... Nein, man muss keine Eintrittskarte bezahlen, nein, nein. Die erste Bedingung ist, Erinnerung zu haben. Mich zu fragen, woher ich komme: Erinnerung an mein Volk, Erinnerung an meine Familie, Erinnerung an meine ganze Geschichte. Das Zeugnis der zweiten Freiwilligen war voller Erinnerung, voller Erinnerung! Erinnerung an einen vollbrachten Weg, Erinnerung an das, was ich von den Erwachsenen empfangen habe. Ein junger Mensch ohne Erinnerung kann keine Hoffnung für die Zukunft sein. Ist das klar? [Ja!]
„Pater, und wie kann ich es anstellen, Erinnerung zu haben?“ – Sprich mit deinen Eltern, sprich mit den Erwachsenen. Vor allem sprich mit den Großeltern Ist das klar? Das bedeutet, wenn ihr eine Hoffnung für die Zukunft sein wollt, müsst ihr die Fackel von eurem Großvater, von eurer Großmutter empfangen.
Versprecht ihr mir, dass ihr, um Panama vorzubereiten, mehr mit euren Großeltern reden werdet? [Ja!] Und wenn die Großeltern schon im Himmel sind, werdet ihr mit den alten Menschen sprechen? [Ja!] Und werdet ihr sie fragen? Werdet ihr sie fragen? [Ja!] Fragt sie. Sie sind die Weisheit eines Volkes.
Also, um eine Hoffnung zu sein, ist die erste Bedingung, Erinnerung zu haben. „Ihr seid die Hoffnung für die Zukunft“, hat euch der Bischof gesagt.
Zweite Bedingung. Wenn ich für die Zukunft eine Hoffnung bin und an die Vergangenheit die Erinnerung habe, bleibt mir die Gegenwart. Was muss ich tun in der Gegenwart? Mut haben. Mut haben! Mutig sein, mutig sein, sich nicht erschrecken. Wir haben das Zeugnis gehört, den Abschied, das Abschieds-Zeugnis dieses unseres Gefährten, der vom Krebs besiegt worden ist. Er wollte hier sein und ist nicht so weit gekommen, aber er hat Mut gehabt: Mut, sich [der Krankheit] zu stellen, und Mut, auch unter schlechtesten Bedingungen weiterzukämpfen. Dieser junge Mann ist heute nicht hier, aber dieser junge Mann hat Hoffnung für die Zukunft gesät. Also, für die Gegenwart: Mut. Für die Gegenwart? [Sie rufen: „Mut!“] Kühnheit, Mut. Ist das klar?
Wenn ihr also… Was war noch das Erste? [Erinnerung!] habt... und wenn ihr… [sie rufen: „Mut!“] habt, dann seid ihr die Hoffnung… [sie rufen: „für die Zukunft!]. Ist das alles klar? [Ja!] Gut.
Ich weiß nicht, ob ich in Panama sein werde, aber ich kann euch eines versichern: dass Petrus in Panama sein wird. Und Petrus wird euch fragen, ob ihr mit den Großeltern gesprochen habt, ob ihr mit den alten Menschen gesprochen habt, um Erinnerung zu haben; ob ihr Mut und Kühnheit gehabt habt, um die Situationen in Angriff zu nehmen, und ob ihr Hoffnung für die Zukunft gesät habt. Und dem Petrus werdet ihr antworten. Ist das klar? [Ja!]
Gott segne euch reichlich! Danke. Danke für alles!
Und jetzt wollen wir alle – jeder in seiner Sprache – zur Jungfrau Maria beten.
Ave Maria…
Und ich bitte euch, für mich zu beten. Vergesst das nicht! Und so erteile ich euch den Segen.
[Segen]
Ach, ich habe vergessen… wie war das noch?... [Sie rufen: „Erinnerung, Mut, Zukunft!“]
Liebe freiwillige Helfer,
bevor ich nach Rom zurückkehre, habe ich den Wunsch, euch zu treffen und vor allem jedem und jeder von euch für den Einsatz, die Großherzigkeit und die Hingabe zu danken, mit denen ihr die Tausende junger Pilger begleitet, ihnen geholfen und ihnen gedient habt. Danke auch für euer Glaubenszeugnis, das – vereint mit dem unzähliger junger Menschen aus allen Teilen der Welt – ein großes Hoffnungszeichen für die Kirche und für die Welt ist. Indem ihr euch aus Liebe zu Christus verschenkt habt, habt ihr erfahren, wie schön es ist, sich für eine gute Sache einzusetzen, und wie lohnend es ist, gemeinsam mit vielen Freunden und Freundinnen einen auch anstrengenden Weg zu gehen, der aber die Mühe mit Freude vergilt und die Hingabe mit einem neuen Reichtum an Erkenntnis und Offenheit für Jesus, für den Nächsten und für wichtige Lebensentscheidungen.
Als Ausdruck meines Dankes möchte ich eine Gabe mit euch teilen, die uns von der Jungfrau Maria geschenkt wird. Sie hat uns heute in dem wundertätigen Bild von Kalwaria Zebrzydowska besucht, das dem heiligen Johannes Paul II. von Herzen lieb war. Gerade in dem Geheimnis des Evangeliums von der Begegnung Marias mit Elisabet (vgl. Lk 1,39-45) können wir nämlich ein Bild des christlichen Volontariats erkennen. Aus dieser Erzählung entnehme ich drei Verhaltensweisen Marias und überlasse sie euch, damit sie euch helfen, die Erfahrung dieser Tage zu interpretieren und auf dem Weg des Dienstes weiterzugehen. Diese drei Verhaltensweisen sind das Hören, die Entscheidung und die Handlung.
Erstens: das Hören. Maria macht sich auf die Reise aufgrund eines Wortes des Engels: » Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen… « (Lk 1,36). Maria versteht auf Gott zu hören: Es handelt sich nicht um ein einfaches Hören, sondern um ein Zuhören, das aus Aufmerksamkeit, Aufnahme und Bereitschaft besteht. Und denken wir daran, wie oft wir dem Herrn oder den anderen gegenüber zerstreut sind und nicht wirklich zuhören. Maria hört auch auf die Tatsachen, die Ereignisse des Lebens; sie ist aufmerksam für die konkrete Wirklichkeit und bleibt nicht an der Oberfläche stehen, sondern versucht, deren Bedeutung zu erfassen. Maria hat erfahren, dass Elisabet, die schon alt ist, ein Kind erwartet, und darin sieht sie die Hand Gottes, das Zeichen seiner Barmherzigkeit. Das geschieht auch in unserem Leben: Der Herr steht vor der Tür und klopft auf vielerlei Weise an, er setzt Zeichen auf unseren Weg und fordert uns auf, sie im Licht des Evangeliums zu lesen.
Das zweite Verhalten Marias ist die Entscheidung. Maria hört zu, überlegt, aber sie weiß auch einen Schritt voran zu tun: Sie entscheidet. So war es bei der Grundentscheidung ihres Lebens: » Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast « (Lk 1,38). Und ebenso auf der Hochzeit in Kana, als Maria das Problem bemerkt und entscheidet, sich an Jesus zu wenden, damit er eingreift: » Sie haben keinen Wein mehr « (Joh 2,3). Im Leben ist es oft schwierig, Entscheidungen zu treffen, so dass wir dazu neigen, sie aufzuschieben und vielleicht zu warten, dass andere für uns entscheiden; oder wir ziehen es vor, uns von den Ereignissen treiben zu lassen, der „Neigung“ des Augenblicks zu folgen. Manchmal verstehen wir, was wir tun sollten, haben aber nicht den Mut dazu, weil es uns zu schwierig scheint, gegen den Strom zu schwimmen… Maria fürchtet sich nicht, gegen den Strom zu schwimmen: Mit beharrlich hörendem Herzen entscheidet sie und nimmt alle Risiken auf sich – aber nicht allein: gemeinsam mit Gott!
Und zum Schluss die Handlung. Maria machte sich auf den Weg und » eilte… « (Lk 1,39). Trotz der Schwierigkeiten und der Kritik, die sie empfangen haben mag, zögert sie nicht, schwankt sie nicht, sondern geht, und sie geht „eilends“, denn in ihr ist die Kraft des Wortes Gottes. Und ihr Handeln ist voller selbstloser Hingabe, voller Liebe: Das ist die „Prägung“ Gottes. Maria geht nicht zu Elisabet, um sich loben zu lassen, sondern um ihr zu helfen, um sich nützlich zu machen, um zu dienen. Und bei diesem Hinausgehen aus dem Hause, aus sich selbst – und zwar aus Liebe – bringt sie das Wertvollste mit, was sie hat: Jesus, den Sohn Gottes, den Herrn. Elisabet nimmt das augenblicklich wahr: » Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? « (Lk 1,43). Der Heilige Geist bringt in ihr Resonanzen des Glaubens und der Freude zum Schwingen: » In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib « (Lk 1,44).
Auch im Volontariat ist jeder Dienst wichtig, sogar der bescheidenste. Und sein letzter Sinn ist die Öffnung für die Gegenwart Jesu; es ist die Erfahrung der Liebe „von oben“, die uns zum Aufbrechen drängt und mit Freude erfüllt. Die freiwilligen Helfer und Helferinnen der Weltjugendtage sind nicht nur „Arbeiter“, sie sind immer Evangelisierer, denn die Kirche existiert und wirkt, um zu evangelisieren.
Als Maria ihren Dienst für Elisabet beendet hatte, kehrte sie nach Hause, nach Nazareth zurück. Taktvoll und bescheiden, wie sie gekommen war, geht sie wieder. Auch ihr, liebe Helfer, werdet nicht alle Früchte eurer hier in Krakau oder im Rahmen der „Städtepartnerschaften“ vollbrachten Arbeiten sehen. Eure Schwestern und Brüder, denen ihr gedient habt, werden sie in ihrem Leben entdecken und sich darüber freuen. Das ist die Unentgeltlichkeit der Liebe! Gott aber kennt eure Entscheidung, euren Einsatz und eure Großherzigkeit. Seid gewiss, er wird nicht versäumen, euch zu belohnen für alles, was ihr für diese Kirche der jungen Menschen getan habt, die sich in diesen Tagen in Krakau mit dem Nachfolger Petri versammelt hat. Ich vertraue euch Gott und dem Wort seiner Gnade an (vgl. Apg 20,32); ich vertraue euch Maria, dem Vorbild für das christliche Volontariat, an; und ich bitte euch herzlich, nicht zu vergessen, für mich zu beten.
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