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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE DELEGATION DES ÖKUMENISCHEN PATRIARCHATS VON KONSTANTINOPEL

Freitag, 28. Juni 2019

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Liebe Brüder in Christus!

Ich heiße euch willkommen und freue mich, euch, die geehrten Mitglieder der Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, zu empfangen, die mein geliebter Bruder Bartholomaios I. und der Heilige Synod aus Anlass des Hochfestes der Apostel Petrus und Paulus entsandt haben. Eure Gegenwart bezeugt die festen Bande, die zwischen den Kirchen von Rom und von Konstantinopel bestehen, sowie den gemeinsamen Einsatz, um auf die Fülle jener Gemeinschaft zuzugehen, nach der wir uns sehnen, dem Willen Jesu gehorsam (vgl. Joh 17,21). Das Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, das in den liturgischen Kalendern des Ostens und des Westens am selben Tag gefeiert wird, lädt uns ein, die Liebe zu erneuern, die Einheit hervorbringt. Zugleich fordert es uns zum apostolischen Mut der Verkündigung auf. Das bedeutet auch, sich dafür einzusetzen, auf die neuen Herausforderungen unserer Zeit eine Antwort zu geben.

Auch das ist Treue zum Evangelium. Im Hinblick auf diese Aufmerksamkeit für den aktuellen Kontext möchte ich an das Engagement des Ökumenischen Patriarchen für die Bewahrung der Schöpfung hinweisen, das für mich eine Quelle der Inspiration war. Angesichts der besorgniserregenden ökologischen Krise, die wir erleben, ist eine verstärkte Sorge in Bezug auf das gemeinsame Haus für die Gläubigen nicht nur eine unaufschiebbare Dringlichkeit, wie für alle, sondern auch eine konkrete Art und Weise, dem Nächsten im Geist des Evangeliums zu dienen. Ebenso sehe ich die Zusammenarbeit zwischen der katholischen Kirche und dem Ökumenischen Patriarchat in Bezug auf andere aktuelle Fragen – wie den Kampf gegen moderne Formen der Sklaverei, die Aufnahme und die Integration der Migranten und Flüchtlinge sowie die Förderung des Friedens auf verschiedenen Ebenen – als schönes Zeichen.

Bei meinen Pastoralreisen nach Bulgarien und Rumänien im vergangenen Monat hatte ich die Freude, den beiden Patriarchen Neofit und Daniel und dem jeweiligen Synod zu begegnen. Auch konnte ich den Glauben und die Weisheit jener Hirten bewundern. Bei diesen Anlässen wie auch bei den verschiedenen Begegnungen mit Bruder Bartholomaios und anderen Kirchenoberhäuptern hatte ich die Möglichkeit, den geistlichen Reichtum zu schätzen, den es in der Orthodoxie gibt. Ich möchte euch anvertrauen, dass ich aus jenen Ländern mit einem größeren Wunsch nach Einheit abgereist bin. Ich bin immer mehr zu der Überzeugung gelangt, dass die Wiederherstellung der vollen Einheit zwischen Katholiken und Orthodoxen über die Achtung der besonderen Identität und das harmonische Zusammenleben berechtigter Unterschiede führt. Der Heilige Geist ist im Übrigen derjenige, der voller Kreativität die Vielfalt der Gaben hervorruft und sie in Einklang bringt, der zur Einheit führt, zu einer authentischen Einheit, weil sie keine Einförmigkeit ist, sondern ein Zusammenklang verschiedener Stimmen in der Liebe. Als Bischof von Rom möchte ich unterstreichen, dass für uns Katholiken das Ziel des Dialogs die volle Einheit in der legitimen Verschiedenheit ist, nicht die vereinheitlichende Verflachung und keineswegs die Einverleibung.

Daher scheint mir sehr wertvoll zu sein, dass wir bei unseren Begegnungen unsere Wurzeln teilen, dass wir das Gute, das der Herr im anderen gesät hat und wachsen ließ, wiederentdecken und uns dies gegenseitig zum Geschenk machen, dass wir voneinander lernen, dass wir uns gegenseitig helfen, keine Angst vor dem Dialog und der konkreten Zusammenarbeit zu haben. Der Skandal der noch nicht ganz geheilten Trennungen kann nur mit der Gnade Gottes beseitigt werden, während wir gemeinsam auf dem Weg sind und dabei unsere Schritte gegenseitig mit dem Gebet begleiten, das Evangelium in Eintracht verkünden, uns im Dienst an den Bedürftigen engagieren, einen Dialog in der Wahrheit führen, ohne uns von den Vorurteilen der Vergangenheit beeinflussen zu lassen. So werden wir jener aufrichtigen Transparenz, die der Herr liebt, zusammenkommen und werden unsere Identitäten mehr zu schätzen wissen. Wir werden in der gegenseitigen Kenntnis und Zuneigung wachsen. Wir werden erleben, dass es über die Unterschiede hinaus sehr viel mehr gibt, was uns vereint und uns drängt, gemeinsam voranzugehen.

Eminenz, liebe Brüder, ich danke euch für euren Besuch und für die Nähe, die ihr mir zum Ausdruck bringen wolltet. Ich bitte euch, Seiner Heiligkeit Bartholomaios I. und den Mitgliedern des Heiligen Synod meinen brüderlichen und herzlichen Gruß zu übermitteln. Und ich bitte euch auch, mir einen Platz in eurem Gebet vorzubehalten. Auf die Fürsprache der heiligen Apostel Petrus, Paulus und Andreas, Bruder des Petrus, möge Gott, der Allmächtige und Barmherzige, unseren Einsatz auf dem Weg zur vollen Einheit segnen und uns beistehen. Danke.

 



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