APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
IN DIE DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO UND DEN SÜDSUDAN
(Ökumenische Pilgerreise in den Südsudan)
[31. Januar - 5. Februar 2023]
Begegnung mit Jugendlichen und Katechisten
ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
“Märtyrer-Stadion” (Kinshasa)
Donnerstag, 2. Februar 2023
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Danke für eure Zuneigung, euren Tanz und eure Worte! Ich bin glücklich, euch in die Augen geschaut und euch gegrüßt und gesegnet zu haben, während eure Hände sich in Festesfreude gen Himmel erhoben.
Jetzt möchte ich euch bitten, für ein paar Momente nicht mich anzuschauen, sondern eure Hände. Öffnet eure Hände und betrachtet sie. Freunde, Gott hat in eure Hände das Geschenk des Lebens, die Zukunft der Gesellschaft und dieses großartigen Landes gelegt. Bruder, Schwester, erscheinen dir deine Hände klein und schwach, leer und ungeeignet für eine so große Aufgabe? Ich möchte dich auf eines hinweisen: Alle Hände sind ähnlich und doch ist keine wie die andere; niemand hat Hände wie deine, deshalb bist du ein einzigartiger, unwiederholbarer und unvergleichlicher Schatz. Keiner in der Geschichte kann dich ersetzen. Frag dich also: Wozu dienen diese meine Hände? Zum Aufbauen oder zum Zerstören, zum Geben oder zum Anhäufen, zum Lieben oder zum Hassen? Schau, du kannst die Hand schließen, dann wird sie zu einer Faust, oder du kannst sie öffnen und sie Gott und anderen zur Verfügung stellen. Darin liegt die grundlegende Entscheidung, seit der Antike, seit Abel, der die Früchte seiner Arbeit großzügig darbrachte, während Kain „seine Hand gegen […] seinen Bruder erhob und ihn tötete“ (vgl. Gen 4,8). Junger Mensch, der du von einer anderen Zukunft träumst, aus deinen Händen wird das Morgen geboren, aus deinen Händen kann der Frieden kommen, der diesem Land fehlt. Aber wie macht man das konkret? Ich möchte euch einige „Zutaten für die Zukunft“ vorschlagen, und zwar fünf, die ihr den Fingern einer Hand zuordnen könnt.
Dem Daumen, dem Finger, der dem Herzen am nächsten ist, entspricht das Gebet, das das Leben pulsieren lässt. Es mag wie etwas Abstraktes erscheinen, weit entfernt von der Konkretheit der Probleme. Aber das Gebet ist die erste Zutat, die grundlegende, denn alleine schaffen wir es nicht. Wir sind nicht allmächtig, und wenn jemand glaubt, er sei es, scheitert er kläglich. Er ist wie ein entwurzelter Baum: Auch wenn er groß und stark ist, kann er nicht von alleine aufrecht stehen. Deshalb müssen wir uns im Gebet verwurzeln, im Hören auf das Wort Gottes, das uns täglich ermöglicht, in die Tiefe zu wachsen, Frucht zu bringen und die Verschmutzung, die wir einatmen, in lebenswichtigen Sauerstoff umzuwandeln. Dazu braucht jeder Baum ein einfaches und wichtiges Element: das Wasser. Und das Gebet ist das „Wasser der Seele“: Es ist schlicht, es ist unsichtbar, aber es bringt Leben. Wer betet, reift innerlich und versteht es, den Blick nach oben zu richten und sich daran zu erinnern, dass er für den Himmel geschaffen ist.
Bruder, Schwester, wir brauchen das Gebet, ein lebendiges Gebet. Sprich Jesus nicht als ein fernes und unnahbares Wesen an, vor dem man Angst haben müsste, sondern als den besten Freund, der sein Leben für dich hingegeben hat. Er kennt dich, glaubt an dich und liebt dich, immer. Wenn du ihn siehst, wie er am Kreuz hängt, um dich zu retten, wird dir klar, wie viel du ihm wert bist. Und du kannst ihm deine Kreuze, deine Ängste, deine Sorgen anvertrauen, indem du sie auf seinem Kreuz ablegst. Er wird sie in seine Arme schließen. Er hat das schon vor 2.000 Jahren getan und das Kreuz, das du heute trägst, war schon Teil seines Kreuzes. Hab also keine Angst, das Kruzifix in die Hand zu nehmen und es an deine Brust zu halten, um deine Tränen auf Jesus zu vergießen. Und vergiss nicht, in sein Gesicht zu schauen, in das Gesicht eines jungen, lebendigen, auferstandenen Gottes! Ja, Jesus hat das Böse besiegt, er hat das Kreuz zu einer Brücke zur Auferstehung gemacht. Erheb also jeden Tag deine Hände zu ihm, um ihn zu loben und zu preisen; ruf ihm die Hoffnungen deines Herzens zu, vertrau ihm die innersten Geheimnisse deines Lebens an: den Menschen, den du liebst, die Verletzungen, die du in dir trägst, die Träume, die du im Herzen hast. Erzähl ihm von deinem Stadtviertel, deinen Nachbarn, Lehrern, Klassenkameraden, Freunden und Kollegen und von deinem Land. Gott liebt dieses lebendige, konkrete Gebet, das aus dem Herzen kommt. Es ermöglicht ihm, einzugreifen und sich auf besondere Weise in die Lebensumstände hineinzubegeben. Er kommt mit seiner „Kraft des Friedens“. Die hat einen Namen. Wisst ihr, um wen es geht? Es handelt sich um den Heiligen Geist, denjenigen, der tröstet und Leben schenkt. Er ist der Motor des Friedens, er ist die wahre Kraft des Friedens. Genau aus diesem Grund ist das Gebet die mächtigste Waffe, die es gibt. Sie vermittelt dir den Trost und die Hoffnung Gottes. Sie eröffnet dir immer neue Möglichkeiten und hilft dir, Ängste zu überwinden. Ja, wer betet, überwindet die Angst und nimmt die eigene Zukunft in die Hand. Glaubt ihr das? Wollt ihr euch für das Gebet als euer Geheimnis entscheiden, als das Wasser der Seele, als die einzige Waffe, die ihr bei euch tragt, als euren täglichen Wegbegleiter?
Schauen wir nun auf den zweiten Finger, den Zeigefinger. Damit zeigen wir anderen etwas. Die anderen, die Gemeinschaft, das ist die zweite Zutat. Freunde, lasst euch eure Jugend nicht durch Einsamkeit und Verschlossenheit verderben. Denkt euch stets als Gemeinschaft und ihr werdet glücklich sein, denn die Gemeinschaft ist der Weg, der dazu führt, dass es euch gut geht und dass ihr eurer Berufung treu bleibt. Individualistische Entscheidungen hingegen scheinen zunächst verlockend zu sein, hinterlassen dann aber nur eine große innere Leere. Denkt an den Drogenkonsum: Du versteckst dich vor anderen, vor dem wirklichen Leben, damit du dich allmächtig fühlen kannst; und am Ende stehst du ohne alles da. Denkt aber auch an die Abhängigkeit von Okkultismus und Hexerei, die in Angst, Rache und Wut gefangen halten. Lasst euch nicht von egoistischen, falschen Paradiesen verführen, die auf Äußerlichkeiten, schnellem Gewinn oder verzerrter Religiosität basieren.
Und hütet euch vor der Versuchung, mit dem Finger auf andere zu zeigen, jemanden auszuschließen, weil er oder sie eine andere Herkunft hat als ihr. Ein ausschließlich auf die eigene Region oder den eigenen Stamm bezogenes Denken, das euch in eurer Gruppe zu bestärken scheint, aber stattdessen eine Absage an die Gemeinschaft darstellt. Ihr wisst, wie das läuft: Erst glaubt man den Vorurteilen über andere, dann rechtfertigt man den Hass, dann die Gewalt und schließlich befindet man sich mitten im Krieg. Aber – so frage ich mich – hast du jemals mit Menschen aus den anderen Gruppen gesprochen oder hast du dich immer auf deine eigene Gruppe beschränkt? Hast du dir jemals die Geschichten anderer angehört, dich ihrem Leid genähert? Sicher ist es einfacher, jemanden zu verurteilen, als ihn zu verstehen; aber der Weg, den Gott zum Aufbau einer besseren Welt zeigt, geht über den anderen, über das Miteinander, über die Gemeinschaft. Es geht darum, eine Kirche zu bilden, den eigenen Horizont zu weiten, in einem jeden seinen Nächsten zu sehen und sich um den anderen zu kümmern. Siehst du jemanden, der einsam ist, der leidet oder vernachlässigt wird? Geh auf ihn zu. Nicht um ihm zu zeigen, wie gut du bist, sondern um ihm dein Lächeln zu schenken und ihm deine Freundschaft anzubieten.
David, du hast gesagt, dass ihr jungen Leute richtigerweise mit anderen verbunden sein wollt, aber dass die sozialen Medien euch oft verwirren. Es stimmt, Virtualität reicht nicht aus. Wir können uns nicht damit zufriedengeben, mit weit entfernten oder sogar künstlichen Personen in Verbindung zu stehen. Mit dem Leben kommt man nicht über einen Finger auf dem Bildschirm in Berührung. Es ist traurig, junge Menschen zu sehen, die stundenlang am Telefon hängen: Nachdem sie sich gespiegelt haben, schaust du in ihre Gesichter und siehst, dass sie nicht lächeln, ihr Blick wirkt müde und gelangweilt. Nichts und niemand kann die Kraft des Zusammenseins, das Leuchten in den Augen und die Freude sich mitzuteilen ersetzen! Miteinander reden, einander zuhören, das ist entscheidend: Während auf dem Bildschirm jeder nach dem sucht, was ihn interessiert, entdeckt ihr jeden Tag, wie schön es ist, sich von anderen, von ihren Geschichten und Erfahrungen überraschen zu lassen.
Versuchen wir nun mit unseren Händen zu fassen, was es heißt, eine Gemeinschaft zu sein. Bitte nehmt diejenigen, die neben euch stehen, für ein paar Augenblicke bei der Hand. Fühlt euch als eine einzige Kirche, als ein einziges Volk. Spüre, dass dein Wohl von dem des anderen abhängt, dass es vom Gesamtgefüge vervielfacht wird. Fühl dich von deinem Bruder und deiner Schwester behütet, von jemandem, der dich so akzeptiert, wie du bist und sich um dich kümmern will. Und fühl dich verantwortlich für die Anderen, als lebendiger Teil eines großen Netzwerks der Geschwisterlichkeit, in dem man sich gegenseitig Halt gibt und in dem du unverzichtbar bist. Ja, du bist unverzichtbar und verantwortlich für deine Kirche und für dein Land; du gehörst zu einer größeren Geschichte, die dich dazu aufruft, Protagonist zu sein: einer, der Gemeinschaft stiftet, ein Meister der Geschwisterlichkeit, ein unbeirrbarer Träumer von einer geeinteren Welt.
Ihr seid bei diesem Abenteuer nicht allein: Die ganze Kirche, überall auf der Welt, steht hinter euch. Ist das eine schwierige Herausforderung? Ja, aber es ist eine mögliche Herausforderung. Außerdem habt ihr Freunde, die euch von den Rängen des Himmels aus anspornen, diese Ziele zu erreichen. Wisst ihr, wer sie sind? Die Heiligen. Ich denke zum Beispiel an den seligen Isidoro Bakanja, die selige Marie-Clementine Anuarite, den heiligen Kizito und seine Gefährten: sie sind Glaubenszeugen, Märtyrer, die nie der Logik der Gewalt nachgegeben haben, sondern mit ihrem Leben die Macht der Liebe und der Vergebung bezeugt haben. Ihre Namen, die in den Himmel geschrieben sind, werden in der Geschichte fortbestehen, während Verschlossenheit und Gewalt immer nachteilig auf diejenigen zurückfallen, die sie begehen. Ich weiß, dass ihr mehrmals gezeigt habt, dass ihr fähig seid, euch zu erheben, um die Menschenrechte und die Hoffnung auf ein besseres Leben für alle Menschen in diesem Land zu verteidigen, auch wenn dies mit großen Opfern verbunden ist. Ich danke euch dafür und ehre das Andenken derer - so vieler -, die das Leben oder die Gesundheit für diese ehrenvollen Bestrebungen verloren haben. Und ich ermutige euch, macht gemeinsam weiter, ohne Angst, als eine Gemeinschaft!
Gebet, Gemeinschaft; wir kommen zum dritten Finger, der sich über die anderen erhebt, so als wolle er uns an etwas Unerlässliches erinnern. Es ist die wichtigste Zutat für eine Zukunft, die euren Ansprüchen gerecht wird. Das ist die Ehrlichkeit! Christ zu sein bedeutet, Christus zu bezeugen. Der erste Weg, das zu tun, ist, aufrichtig zu leben, so wie er es will. Das bedeutet, sich nicht in die Schlingen der Korruption verwickeln zu lassen. Der Christ kann nicht anders als ehrlich sein, sonst verrät er seine Identität. Ohne Ehrlichkeit sind wir keine Jünger und Zeugen Jesu; dann sind wir Heiden, Götzendiener, die das eigene Ich statt Gott anbeten, die sich anderer bedienen, anstatt anderen zu dienen.
Aber – so frage ich mich – wie besiegt man das Krebsgeschwür der Korruption, das sich scheinbar unaufhaltsam ausbreitet? Paulus hilft uns mit einem einfachen und genialen Satz, den ihr so lange wiederholen könnt, bis ihr ihn auswendig könnt. Er lautet: »Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute« (Röm 12,21). Lass dich nicht vom Bösen besiegen: Lasst euch nicht von Einzelpersonen oder Gruppen manipulieren, die versuchen, euch zu benutzen, um euer Land in der Spirale von Gewalt und Instabilität zu halten, um es weiterhin ohne Rücksicht auf irgendjemanden zu kontrollieren. Sondern besiege das Böse durch das Gute: Seid ihr diejenigen, die die Gesellschaft verwandeln, die Böses in Gutes verwandeln, Hass in Liebe, Krieg in Frieden. Wollt ihr das sein? Wenn ihr es wollt, ist es möglich: Wisst ihr warum? Weil jeder von euch einen Schatz besitzt, den euch niemand stehlen kann. Das sind eure Entscheidungen. Ja, du bist die Entscheidungen, die du triffst, und du kannst dich immer für das Richtige entscheiden. Wir können uns frei entscheiden: Lasst nicht zu, dass euer Leben von der verschmutzten Flut mitgerissen wird, lasst euch nicht wie ein trockener Baumstamm in einem schmutzigen Fluss treiben. Widersetzt euch und gebt niemals den verführerischen, aber vergifteten Verlockungen der Korruption nach.
Ich erinnere mich an das Zeugnis eines jungen Menschen wie ihr es seid, an Floribert Bwana Chui: Vor fünfzehn Jahren, als er gerade erst sechsundzwanzig Jahre alt war, wurde er in Goma getötet, weil er den Transport von verdorbenen Lebensmitteln blockierte, die der Gesundheit der Menschen geschadet hätten. Er hätte es einfach laufen lassen können, sie hätten es nicht herausgefunden, und er hätte daran sogar verdient. Aber als Christ betete er, dachte an die Anderen und entschied sich dafür, ehrlich zu sein und Nein zum Schmutz der Korruption zu sagen. So behält man seine Hände sauber, während die Hände, die mit Geld handeln, sich mit Blut beflecken. Wenn dir jemand einen Umschlag entgegenstreckt, dir Gefälligkeiten und Reichtum verspricht, dann tappe nicht in die Falle, lass dich nicht täuschen, lass dich nicht von dem Sumpf des Bösen verschlingen. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, glaub nicht an die dunklen Machenschaften des Geldes, die dich ins Dunkel der Nacht stürzen lassen. Ehrlich zu sein bedeutet, bei Tag zu leuchten, das Licht Gottes zu verbreiten und das Glück der Gerechtigkeit zu leben: Besiege das Böse durch das Gute!
Wir sind beim vierten Finger, dem Ringfinger. Dort trägt man den Ehering. Aber wenn ihr es recht bedenkt, ist der Ringfinger auch der schwächste Finger, den man am schwersten ausstrecken kann. Er erinnert uns daran, dass man die großen Ziele des Lebens, vor allem die Liebe, durch Schwäche, Entbehrungen und Schwierigkeiten hindurch erreicht. Man muss sie annehmen und ihnen mit Geduld und Vertrauen begegnen, ohne sich mit unnötigen Problemen zu belasten, wie z.B. damit, dass man den symbolischen Wert der Mitgift zu einem fast kommerziellen Wert macht. Aber was ist die Kraft, die uns in unseren Schwächen und Krisen weiterkommen lässt? Die Vergebung. Denn Vergebung bedeutet neu anfangen zu können. Vergebung bedeutet nicht, die Vergangenheit zu vergessen, sondern sich nicht damit abzufinden, dass sie sich wiederholt. Es geht darum, den Lauf der Geschichte zu verändern. Es geht darum, diejenigen aufzurichten, die gefallen sind. Es geht darum, zu akzeptieren, dass niemand perfekt ist und dass nicht nur ich, sondern jeder das Recht hat, neu anzufangen.
Freunde, um eine neue Zukunft zu schaffen, müssen wir Vergebung gewähren und empfangen. Ein Christ tut genau das: Er liebt nicht nur diejenigen, die ihn lieben, sondern weiß auch, wie er die Spirale persönlicher und stammesbezogener Fehden durch Vergebung stoppen kann. Ich denke an den seligen Isidoro Bakanja, einen eurer Brüder, der lange Zeit gefoltert wurde, weil er nicht davon abließ, seine Frömmigkeit zu bezeugen und weil er anderen jungen Menschen den christlichen Glauben nahegebracht hatte. Er gab nie Hassgefühlen nach und vergab seinem Henker, als er sein Leben hingab. Derjenige, der vergibt, bringt Jesus auch dorthin, wo er nicht aufgenommen wird, er bringt Liebe dorthin, wo die Liebe abgelehnt wird. Wer vergibt, der schafft Zukunft. Aber wie werden wir fähig zu verzeihen? Indem wir uns von Gott vergeben lassen. Jedes Mal, wenn wir beichten, erhalten wir zuerst in uns selbst die Kraft, die die Geschichte verändert. Gott vergibt uns immer, immer und ohne unser Verdienst! Und auch an uns ergeht dieses Wort aus dem Evangelium: »Geh und handle du genauso« (Lk 10,37). Mach weiter ohne Groll, Bosheit und Hass. Geh weiter und mach dir Gottes Stil zu eigen, der allein die Geschichte erneuert. Geh weiter und glaube daran, dass man mit Gott immer wieder neu anfangen kann, dass man immer wieder neu beginnen kann, dass man immer verzeihen kann!
Gebet, Gemeinschaft, Ehrlichkeit, Vergebung. Wir sind beim letzten Finger, dem kleinsten. Du könntest sagen: Ich bin klein und das Gute, das ich tun kann, ist nur ein Tropfen im Ozean. Aber es ist gerade das Kleinsein, das Sich-Kleinmachen, das Gott anzieht. In diesem Zusammenhang gibt es ein Schlüsselwort, das lautet: Dienst. Wer dient, macht sich klein. Wie ein winziger Samen scheint er in der Erde zu verschwinden und doch bringt er Frucht. Jesus zufolge ist der Dienst die Kraft, die die Welt verändert. Die kleine Frage, die du jeden Tag mit diesem Finger verbinden kannst, lautet also: Was kann ich für die Anderen tun? Wie kann ich also der Kirche, meiner Gemeinschaft, meinem Land dienen? Olivier, du hast uns gesagt, dass ihr Katechetinnen und Katecheten in einigen abgelegenen Regionen die Glaubensgemeinschaften täglich betreut und dass dies in der Kirche „jedermanns Sache“ sein sollte. Das ist wahr und es ist gut, anderen zu dienen, sich um sie zu kümmern, etwas ohne Gegenleistung zu tun, so wie Gott es mit uns macht. Ich möchte euch danken, liebe Katechetinnen und Katecheten: Ihr seid für viele Gemeinden so lebenswichtig wie das Wasser; lasst sie immer durch die Reinheit eures Gebets und eures Dienstes wachsen. Dienen heißt nicht, die Hände zu verschränken, sondern sich in Bewegung zu setzen. So viele setzen sich in Bewegung für ihre eigenen Interessen. Habt keine Angst, euch für das Gute in Bewegung zu setzen, in das Gute zu investieren, in die Verkündigung des Evangeliums, indem ihr euch leidenschaftlich und angemessen vorbereitet und langfristig organisierte Projekte ins Leben ruft. Und habt keine Angst, euch zu Wort zu melden, denn nicht nur die Zukunft, sondern auch das Heute liegt in euren Händen: Seid mitten in der Gegenwart!
Freunde, ich habe euch fünf Hinweise gegeben, wie ihr angesichts der vielen verlockenden Möglichkeiten Prioritäten setzen könnt. Im Leben, wie auch im Straßenverkehr, ist es oft die Unordnung, die zu unnötigen Staus und Behinderungen führt, durch die man Zeit und Energie verschwendet und die zu Verärgerung führen. Es ist gut für uns, auch in der Verwirrung, dem Herzen und dem Leben stattdessen feste Punkte, eine stabile Richtung zu geben, um eine andere Zukunft zu beginnen, ohne den Winden des Opportunismus zu folgen. Liebe Freunde, liebe Jugendliche und Katecheten, ich danke euch für das, was ihr tut und für das, was ihr seid: für eure Begeisterung, euer Licht und eure Hoffnung. Ich möchte euch noch ein Letztes sagen: Lasst euch niemals entmutigen! Jesus glaubt an euch und lässt euch nie allein. Bewahrt euch die Freude, die ihr heute empfindet, und lasst sie nicht verblassen. Wie Floribert seinen Freunden sagte, als sie niedergeschlagen waren: »Nimm das Evangelium und lies es. Es wird dich trösten und dir Freude bereiten«. Überwindet gemeinsam den lähmenden Pessimismus. Die Demokratische Republik Kongo erwartet von euch eine andere Zukunft, denn die Zukunft liegt in euren Händen. Möge euer Land dank euch wieder ein geschwisterlicher Garten werden, das Zentrum des Friedens und der Freiheit Afrikas! Ich danke euch!
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