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ANSPRACHE VON PAPST JOHANNES PAUL II .
AN DEN NEUEN ÖSTERREICHISCHEN BOTSCHAFTER BEI DER ÜBERREICHUNG SEINES BEGLAUBIGUNGSSCHREIBENS*

10. Januar 1981

 

Sehr geehrter Herr Botschafter!

MIT IHREM HEUTIGEN offiziellen Besuch im Vatikan beginnen Sie Ihren neuen verantwortungsvollen Auftrag als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Österreich beim Heiligen Stuhl. Hierzu beglückwünsche ich Sie und heiße Sie herzlich willkommen. Aufrichtig danke ich Ihnen für die freundlichen Worte, mit denen Sie anläßlich der Überreichung Ihres Beglaubigungsschreibens die seit langem zwischen Ihrem Land und dem Heiligen Stuhl bestehenden freundschaftlichen Beziehungen gewürdigt haben. Ebenso erwidere ich von Herzen den Ausdruck der Wertschätzung und die guten Wünsche, die Sie mir im Namen Ihres verehrten Herrn Bundespräsidenten ausgesprochen haben.

Sie vertreten ein Land, dessen Geschichte von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche entscheidend mitgeprägt worden ist. Gerade unter den veränderten gegenwärtigen Zeitumständen, auf die Sie kurz hingewiesen haben, fühlt sich die Kirche in besonderer Weise aufgerufen, auch in der heutigen pluralistischen Gesellschaft in solidarischer und partnerschaftlicher Mitverantwortung zusammen mit den zuständigen staatlichen Autoritäten für das Gemeinwohl der Bürger in den einzelnen Nationen und für die internationale Völkergemeinschaft ihren spezifischen Beitrag zu leisten.

”Die politische Gemeinschaft und die Kirche sind“, wie das II. Vatikanische Konzil erneut betont hat, ”auf je ihrem Gebiet voneinander unabhängig und autonom. Beide aber dienen, wenn auch in verschiedener Begründung, der persönlichen und gesellschaftlichen Berufung der gleichen Menschen“. Nicht politisches Kalkül oder wirtschaftliche Interessen, keine äußeren Machtansprüche oder sonstigen eigennützigen Motive, sondern allein ihr universaler Verkündigungsauftrag im Dienst des Menschen und der menschlichen Gemeinschaft veranlassen die Kirche und den Heiligen Stuhl, sich auch auf der Ebene offizieller diplomatischer Beziehungen und internationaler politischer Zusammenarbeit zwischen den Staaten für das allseitige Wohl der Menschen, für den Frieden und eine gerechte Ordnung in den einzelnen Nationen und zwischen allen Völkern einzusetzen.

Wie ich in meiner Ansprache vor den Vereinten Nationen hervorgehoben habe, ist in Wirklichkeit ”die Existenzberechtigung jeglicher Politik der Dienst am Menschen, die unermüdliche und verantwortliche Sorge um die Probleme und wesentlichen Bereiche seiner irdischen Existenz in ihrer sozialen Dimension und Tragweite, von der gleichzeitig ja auch das Wohl einer jeden einzelnen Person abhängt“. Dieser Dienst erfordert heute insbesondere die Verteidigung der unantastbaren Würde des Menschen und seiner Grundrechte, die Förderung seiner ganzheitlichen Entfaltung – einschließlich seiner ethischen Verantwortung –, den Einsatz für die notleidenden Völker und die Sicherung des Friedens zwischen den Nationen wie auch das gemeinsame Bemühen um die fortschreitende Einigung der Völker Europas und der ganzen Menschheitsfamilie im Geist weltweiter Solidarität und Brüderlichkeit. In diesem gerade bei der gegenwärtigen vielfältigen inneren und äußeren Bedrohung so lebensnotwendigen Dienst für die Menschen und Nationen finden die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft und der internationalen Völkergemeinschaft in der Kirche und im Heiligen Stuhl einen stets loyalen Verbündeten und hilfsbereiten Begleiter.

Wie Sie, sehr geehrter Herr Botschafter, in Ihrem Grußwort betont haben, fühlt sich auch Ihr Land diesen hohen Idealen im nationalen und internationalen Leben verpflichtet. Österreich leistet als angesehenes Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft durch politische und diplomatische Initiativen und durch humanitäre Hilfen heute einen beachtlichen Beitrag zur weltweiten Völkerverständigung und Zusammenarbeit im Dienst des Friedens und eines immer umfassenderen und gerechteren sozialen Fortschritts unter allen Nationen. Dies wird auch durch die Tatsache unterstrichen, daß sich bedeutende internationale Organisationen die österreichische Landeshauptstadt zu ihrem Sitz erwählt haben.

Gern gebe ich dem Wunsche Ausdruck, daß durch Ihre diplomatische Vermittlertätigkeit, die Sie nun als Botschafter beim Heiligen Stuhl offiziell beginnen, die bisherigen guten Beziehungen zwischen Ihrem Land und dem Heiligen Stuhl sowie das gemeinsame Bemühen für eine friedlichere und gerechtere Welt von morgen für alle Menschen und Völker guten Willens sich noch vertiefen und fruchtbar weiterentfalten mögen. Dazu begleite ich Ihr künftiges Wirken hier in der Ewigen Stadt mit meinen besten Wünschen und erbitte Ihnen und Ihren Mitarbeitern für eine segensreiche Erfüllung Ihrer verantwortungsvollen Aufgabe Gottes besonderen Schutz und Beistand.


*AAS 73 (1981), p.183-185.

Insegnamenti di Giovanni Paolo II, vol. IV, 1 pp. 38-40.

L’Osservatore Romano 11.1.1981 p.1.

L'Attività della Santa Sede 1981 pp. 19-20.

 

 

 

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