ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE PILGER AUS DEM BISTUM GÖRLITZ (DDR)
Samstag, 16. Juni 1990
Liebe Schwestern und Brüder!
Zu eurem kurzen Besuch in der ”Ewigen Stadt“ heiße ich Euch herzlich willkommen. Zum allergrößten Teil habt Ihr zum ersten Mal die Möglichkeit, Euer Land zu verlassen und Euch an die Stätte zu begeben, die die Apostelfürsten Petrus und Paulus als Zentrum der Christenheit auserwählt hatten. Trotz großer Schwierigkeiten habt Ihr über Jahrzehnte hinweg dem Nachfolger des heiligen Petrus unbeirrbar die Treue gehalten. Euer Zeugnis für den Glauben und für die Kirche habt Ihr trotz beruflicher und gesellschaftlicher Benachteiligungen und Diskriminierungen in einem atheistischen und antikirchlichen System abgelegt. Es gilt nun, Euren Beitrag als Christen zum Aufbau einer Gesellschaft zu leisten, die die unverletzlichen Rechte des Menschen respektiert und fördert sowie der Kirche den nötigen Freiraum zugesteht, innerhalb dessen sie ihren Beitrag leisten kann zur Verwirklichung von Wertvorstellungen, die für die Zukunft eines humanen Gemeinwesens sowie des Stellenwertes der Einzelperson Bestand haben. Wenn ein neues Europa zu seinen geistigen Wurzeln, die einst prägend und für seine Bedeutung tragend waren, zurückkehren will, bedarf es vor allem des Einsatzes und des Gebetes der Glaubenden. Nur durch Euer Beispiel, das Ihr in Familie, Beruf und Gesellschaft lebt, kann die Welt verändert werden; nur durch Euer Beispiel könnt Ihr beweisen, daß der Materialismus letztlich keine tragende Grundlage für die Zukunft von Menschen und Völkern sein kann.
Angesichts der großen Aufgaben, die vor Euch liegen, ermutige ich Euch, zusammen mit Euren Bischöfen und Priestern das Werk der Neuevangelisierung Europas in Eurer Heimat anzugehen. Hierzu erteile ich Euch allen sowie Euren lieben Angehörigen in der Heimat von Herzen meinen Apostolischen Segen.
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