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JUBILÄUMSAUDIENZ

KATECHESE VON PAPST LEO XIV.

Petersplatz
Samstag, 22. November 2025

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Liebe Brüder und Schwestern,  
guten Tag und willkommen!

Heute hier in Rom zu sein bedeutet für viele von euch, dass ein großer Wunsch Wirklichkeit geworden ist. Für den, der eine Pilgerreise unternimmt und am Ziel ankommt, ist es wichtig, an den Augenblick der Entscheidung zu denken. Etwas in euch ist am Anfang in Bewegung gesetzt worden, vielleicht durch das Wort oder die Einladung von jemand anderem. So hat euch der Herr selbst bei der Hand genommen: ein Wunsch und dann eine Entscheidung. Ohne das wäret ihr nicht ihr. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern.

Und wichtig ist auch, was wir eben im Evangelium gehört haben: »Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen« (Lk  12,48). Jesus sagt dies zu seinen engsten Jüngern, zu denen, die am meisten mit ihm zusammenwaren. Und auch wir haben so viel empfangen vom Weg, den wir bis hierher erlebt haben, wir waren bei Jesus und der Kirche, und auch wenn die Kirche eine Gemeinschaft mit menschlichen Grenzen ist, haben wir doch so viel empfangen. Und so erwartet Jesus viel von uns. Das ist ein Zeichen des Vertrauens, der Freundschaft. Er erwartet viel, weil er uns kennt und weiß, was wir können!

Jesus ist gekommen, um Feuer zu bringen: er will das Feuer der Liebe Gottes auf die Erde bringen und das Feuer der Sehnsucht in unsere Herzen. In gewisser Weise nimmt uns Jesus den Frieden, wenn wir Frieden als untätige Ruhe verstehen. Aber das ist nicht der wahre Frieden. Zuweilen möchten wir »in Frieden gelassen« werden: Niemand soll uns stören, die andern soll es nicht mehr geben. Das ist nicht der Frieden Gottes. Der Frieden, den Jesus bringt, ist wie ein Feuer und verlangt sehr viel von uns. Er verlangt vor allem, dass wir Position beziehen. Angesichts der Ungerechtigkeiten, der Ungleichheiten, wo die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, wo den Schwachen das Wort entzogen wird: Position beziehen. Hoffen heißt Position beziehen. Hoffen heißt, mit dem Herzen zu verstehen und mit Taten zu zeigen, dass die Dinge nicht so weitergehen dürfen wie bisher. Auch das ist das gute Feuer des Evangeliums.

Ich möchte an eine kleine großartige Frau aus Amerika erinnern, Dorothy Day, die im vergangenen Jahrhundert gelebt hat. Sie war voller Feuer. Dorothy Day hat Position bezogen. Sie hat gesehen, dass das Fortschrittsmodell ihres Landes nicht allen dieselben Chancen gab. Sie hat verstanden, dass der Traum für viel zu viele ein Albtraum war und dass sie als Christin an der Seite der Arbeiter, Migranten und der von einer Wirtschaft, die tötet, Ausgegrenzten sein musste. Sie schrieb und sie diente: Es ist wichtig, Geist, Herz und Hände zu vereinen. Das bedeutet Position beziehen. Sie schrieb als Journalisten, das heißt sie dachte nach und regte zum Nachdenken an. Schreiben ist wichtig. Und auch lesen, heute mehr denn je. Und dann verteilte Dorothy Mahlzeiten, sie gab Kleidung aus, sie kleidete sich und aß wie diejenigen, denen sie dient: sie vereinte Geist, Herz und Hände. Auf diese Weise bedeutet hoffen, Position zu beziehen.

Dorothy Day hat Tausende von Menschen mobilisiert. In vielen Städten und Stadtvierteln wurden Häuser eröffnet: keine großen Dienstleistungszentren, sondern Orte der Nächstenliebe und Gerechtigkeit, an denen man sich beim Namen nennen, sich gegenseitig kennenlernen und Empörung in Gemeinschaft und Handeln verwandeln konnte. Friedensstifter sind so: Sie beziehen Position und tragen die Konsequenzen, aber sie gehen voran. Hoffen heißt Position beziehen, wie Jesus, mit Jesus. Sein Feuer ist unser Feuer. Möge das Jubiläum es in uns und in der ganzen Kirche neu entfachen!

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Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, damit wir stets mutige Zeugen der Hoffnung sein können, wollen wir beten: Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!